Lesedauer 6 MinutenErfahre hier alles über den Ablauf einer Therapie bei Depressionen – von Erstgespräch bis Abschlussphase sowie Tipps für den Start.
Psychotherapie ist, was dabei passiert und was du von ihr erwarten kannst. Diese Therapieform bietet einen tiefgreifenden Einblick in die verborgenen Tiefen unserer Psyche. So kann sie uns helfen, die Wurzeln unserer emotionalen Herausforderungen zu verstehen. Stellen wir uns vor, du leidest unter wiederkehrenden Ängsten und Unsicherheiten, ohne die genaue Ursache zu kennen. Durch die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie kannst du beginnen, die Ursachen für dein Leiden zu entdecken und zu erkennen, warum du deine Ängste entwickelt hast. Die Therapieform führt insofern zu mehr Selbstverständnis und hilft dir, neue Wege im Umgang mit inneren Konflikten zu finden und sie auf diese Weise zu bewältigen. Was sich noch alles hinter diesem Therapieverfahren verbirgt, das erfährst du hier.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) ist eine Form der Psychotherapie, die auf den grundlegenden Annahmen und Konzepten der Psychoanalyse basiert. In dieser Therapieform wird angenommen, dass viele psychische Probleme auf unbewussten Konflikten und frühen Erfahrungen beruhen. Diese können sich im Verhalten und in den emotionalen Reaktionen einer Person festsetzen. Sie zielt also darauf ab, diese unbewussten Konflikte, Erfahrungen und die eigene Beziehungsgestaltung zu erkennen und besser zu verstehen.
Der Ablauf einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie besteht aus regelmäßigen Sitzungen mit einem oder einer qualifizierten Therapeut:in. In der Regel finden die Sitzungen einmal pro Woche statt und dauern etwa 50 Minuten. Es gibt Kurzzeittherapie (12 oder 24 Sitzungen) oder Langzeittherapie (60 oder 100 Sitzungen). Die Gesamtdauer der Therapie variiert je nach den individuellen Bedürfnissen und Zielen. Einige Menschen können von einer kurzen Therapie über einige Monate profitieren. Andere wiederum benötigen eine langfristige Begleitung, die sich über Jahre erstrecken kann. Wie eine typische Therapie ablaufen kann, erfährst du in diesem Artikel.
In einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird der Fokus auf die Erkundung der unbewussten Prozesse und der zugrunde liegenden Konflikte gelegt. Dein oder deine Therapeut:in hilft dir dabei, dir tief verborgene, unbewusste Aspekte deiner Selbst bewusst zu machen und eine tiefere Einsicht in die Ursprünge deiner emotionalen Schwierigkeiten zu gewinnen. Durch den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen dir und deinem oder deiner Therapeut:in können wiederholte Muster erkannt und durchbrochen werden. Das kann zu emotionaler Heilung und persönlichem Wachstum führen.
Eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) wird in Deutschland als eine von mehreren Richtlinienverfahren von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt und erstattet. Dafür muss die Therapie von einem oder einer approbierten Psychotherapeut:in durchgeführt werden und eine entsprechende Indikation (= Diagnose) vorliegen. Leider dauert es in Deutschland häufig immer noch sehr lang, bis ein Therapieplatz verfügbar ist und die Suche nach einem Therapieplatz meist mit einer längeren Wartezeit verbunden ist. Es kann in diesem Fall ratsam sein, sich vorübergehend an Ausbildungsinstitute zu wenden, bei welchen man meist schneller an einen Therapieplatz kommt oder eine Beratungsstelle aufzusuchen.
Privat versicherte Personen sollten ihre individuellen Versicherungsbedingungen prüfen, da diese je nach Versicherungspaket variieren können. In einigen Fällen kann die TP von privaten Krankenversicherungen übernommen werden.
Die Wirkung der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie kann von Person zu Person variieren. Eine nachhaltige Veränderung erfordert Zeit, Engagement und Geduld. Oftmals spüren Patient:innen bereits nach einigen Sitzungen erste positive Veränderungen, wie ein gesteigertes Selbstverständnis und eine verbesserte Bewältigung von Problemen. Auch Studien zeigen bereits nach weniger als 40 Stunden sehr große Effekte. Die tiefenpsychologischen Langzeittherapie weist im Vergleich zur Kurzzeittherapie jedoch eine noch stärkere Wirksamkeit auf, so dass die Forschung davon ausgeht, dass insbesondere eine Langzeittherapie psychologische Prozesse in Gang setzen kann, die zu nachhaltigen Veränderungen führen können. Wer wie schnell profitiert, ist jedoch individuell sehr unterschiedlich. Bei etwa der Hälfte der Patient:innen sind sehr schnelle Effekte zu beobachten, andere profitieren erst auf Dauer.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) basiert auf bestimmten Annahmen und Grundprinzipien. Die wichtigsten erklären wir dir hier:
Dies sind die wichtigsten Annahmen und Grundprinzipien der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, auf welchen die tiefenpsychologische Behandlung psychischer Probleme basiert.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) kann bei einer Vielzahl von Störungsbildern und psychischen Problemen eingesetzt werden. Hier sind einige Störungsbilder, bei denen die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oft als wirksam angesehen wird:
Die TP kann helfen, die zugrunde liegenden Ursachen und unbewussten Konflikte bei Depressionen zu erkennen und zu bearbeiten. Durch die Auseinandersetzung mit frühen Erfahrungen und der dynamischen Beziehung zwischen dir und deinem oder deiner Therapeut:in, können neue Wege zur Bewältigung von depressiven Symptomen gefunden werden.
Bei Angststörungen kann die TP dabei helfen, die Ängste und ihre zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen. Indem unbewusste Konflikte, traumatische Erfahrungen oder dysfunktionale Muster erkannt und bearbeitet werden, können neue Bewältigungsstrategien entwickelt werden. Dennoch ist es bei Angststörungen üblich, der effizienteren Behandlungsform (Verhaltenstherapie) Vorrang zu geben. Klappt es mit der Verhaltenstherapie nicht gut, die Angststörung zu behandeln, ist die TP eine sehr gut wirksame Methode.
TP kann auch bei verschiedenen Persönlichkeitsstörungen eingesetzt werden, wie z.B. der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Durch die Arbeit an den zugrunde liegenden emotionalen Konflikten und Beziehungsmustern kann eine verbesserte emotionale Regulation und eine Stärkung der Identität erreicht werden.
Die TP kann Menschen mit PTBS helfen, indem sie traumatische Erlebnisse und die damit verbundenen unbewussten Prozesse und Konflikte bearbeitet. Durch die Bewältigung von Traumata und die Integration der traumatischen Erfahrungen kann die PTBS-Symptomatik gelindert werden.
TP kann Menschen mit Essstörungen dabei unterstützen, die psychologischen Ursachen und emotionalen Hintergründe ihrer Essstörungen zu verstehen. Durch die Auseinandersetzung mit dem Selbstbild, frühen traumatischen Erfahrungen und Beziehungsdynamiken kann eine nachhaltige Heilung und ein gesundes Verhältnis zum Essen angestrebt werden.
Es ist wichtig anzumerken, dass diese Therapieform nicht auf bestimmte Störungsbilder beschränkt ist. Die TP kann auch bei anderen psychischen Problemen wie Beziehungsproblemen, Trauer, Selbstwertproblemen und Stress angewendet werden. Es obliegt deiner eigenen sowie der Einschätzung deines oder deiner Therapeut:in, ob die Therapieform für dich geeignet ist und deinen spezifischen Bedürfnissen entspricht.
In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie (TP) werden verschiedene Techniken und Strategien eingesetzt, um unbewusste Konflikte, frühe Erfahrungen und emotionale Prozesse zu erkunden und zu bearbeiten, zum Beispiel folgende:
In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie liegt der Fokus auf der Auseinandersetzung mit frühen Erfahrungen, insbesondere in der Kindheit. Durch die Erkundung dieser frühen Erfahrungen können tief verwurzelte emotionale Konflikte identifiziert und bearbeitet werden.
Der Begriff "innere Konflikte" bezieht sich in der TP auf die Spannungen und Widersprüche zwischen verschiedenen Teilen der Persönlichkeit. Diese Konflikte können zwischen bewussten und unbewussten Wünschen, Bedürfnissen oder Impulsen auftreten. Ein solcher Konflikt könnte der gleichzeitige Wunsch einerseits nach Unabhängigkeit und andererseits nach Bindung und Nähe sein. In der Therapie wird gemeinsam an der Identifizierung und Exploration dieser inneren Konflikte gearbeitet. Durch das Bewusstmachen und das Verständnis der zugrunde liegenden Konfliktdynamiken können alternative Handlungsweisen und Lösungsansätze entwickelt werden.
Die therapeutische Beziehung zwischen ist ein wichtiger Faktor in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie. Vielleicht hast du schonmal von den Begriffen der Übertragung und der Gegenübertragung gehört und fragst dich, was eigentlich genau damit gemeint ist. Übertragung beschreibt, wie der oder die Patient:in unbewusste Gefühle und (Beziehungs-)Erfahrungen auf den oder die Therapeut:in projiziert. Ein Beispiel: Hat jemand z.B. schwierige Erfahrungen mit Autoritätspersonen gemacht und eine Angst vor Ablehnung und Kritik entwickelt, könnte der oder die Therapeut:in ebenfalls als Autoritätsperson wahrgenommen werden. In diesem Fall würdest du vielleicht sein oder ihr Verhalten schnell als kritisch oder ablehnend interpretieren, so dass die Angst vor Ablehnung und Kritik die Wahrnehmung beeinflusst.
Gegenübertragung bezieht sich auf die emotionalen Reaktionen des oder der Therapeut:in in Bezug auf den oder die Patient:in. Wenn also der oder die Therapeut:in in unserem Beispiel nicht nur die Unsicherheit des Gegenübers, sondern vor allem seine oder ihre eigenen Impulse und Reaktionen bzgl. dieser Beziehungsdynamik spürt (z.B. Geduld, Verständnis). Werden diese Prozesse transparent angesprochen (“Das löst folgendes in mir aus”), können sie gut gemeinsam erforscht, ggf. auf andere Beziehungssituationen übertragen werden und zu einem besseren Verständnis der Beziehungsdynamik beitragen.
Widerstand ist ein natürlicher Teil des therapeutischen Prozesses. Er kann dazu führen, dass du (bewusst oder unbewusst) bestimmte Gedanken oder Gefühle nicht ausdrücken möchtest. Dein oder deine Therapeut:in analysiert den Widerstand, um mögliche unbewusste Konflikte zu erkennen und zu verstehen, was dem Fortschritt in der Therapie im Wege steht. Dabei sind Abwehrmechanismen von zentraler Bedeutung. Unter Abwehrmechanismen versteht man psychische Schutzmechanismen, die das Unbewusste einsetzt, um unangenehme oder schmerzhafte Gedanken, Emotionen oder Erinnerungen abzuwehren. Dazu gehören z.B. Verdrängung (etwas vergessen), Spaltung (alles ist entweder gut oder schlecht, es gibt nichts dazwischen) oder Projektion (eigene Gefühle auf andere projizieren, im Sinne von “Nicht ich, du bist aggressiv!”). In der Therapie werden diese Abwehrmechanismen identifiziert und gemeinsam erforscht, um sie zu verstehen und alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Die aktive Imagination hingegen ist eine Technik, bei der du aktiv mit deinen inneren Bildern, Symbolen oder Figuren interagierst. Du wirst dazu aufgefordert, dich in einen entspannten Zustand zu versetzen und dich auf deine innere Vorstellungskraft zu konzentrieren. Durch den inneren Dialog mit den Bildern oder Symbolen können unbewusste Inhalte bewusst gemacht und erkundet werden. Die aktive Imagination basiert auf dem Verständnis, dass das Unbewusste in symbolischer Form kommuniziert und über die Vorstellungskraft zugänglich gemacht werden kann.
Diese Techniken und Strategien ermöglichen es dem oder der Therapeut:in, mit dir auf einer tiefen, psychodynamischen Ebene zu arbeiten und eine umfassende, ganzheitliche Behandlung zu bieten.
Im Vergleich zu anderen kassenärztlich erstatteten Psychotherapieformen wie der Verhaltenstherapie, der Psychoanalyse und der systematischen Therapie legt die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ihren Fokus auf die unbewussten Aspekte aktueller Konflikte, sowie seelischer und körperlicher Probleme. Während die Verhaltenstherapie auf symptomatische Verbesserung sowie die Veränderung konkreter Denk- und Verhaltensmuster abzielt und die systemische Psychotherapie auf die Einbettung in das familiäre System sowie transgenerationale Konflikte blickt, geht es in psychodynamischen Therapien (TP sowie Psychoanalyse) insbesondere um die Aufdeckung unbewusster Prozesse. Die genauen Unterschiede zwischen der TP und der Psychoanalyse sind dabei meist nicht klar, da beide Therapieansätze auf der psychodynamischen Tradition basieren und sich in vielen Aspekten ähneln. Es gibt jedoch wichtige Unterschiede. Die Psychoanalyse hat meist mehrere, längere und intensivere Sitzungen pro Woche, die du zudem häufig liegend verbringst. Während diese Behandlungsmethode sich vor allem mit den Ursprüngen unbewusster Konflikte in der Vergangenheit befasst, findet die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in der Regel einmal wöchentlich und im Sitzen statt und befasst sich intensiver mit der Rolle des Unbewussten in aktuellen Konflikten und Situationen. Während die Psychoanalyse stark auf die Deutung unbewusster Konflikte und verborgener Bedeutungen fokussiert ist, legt die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie außerdem mehr Wert auf eine unterstützende und empathische Haltung des oder der Therapeut:in, welche in der TP mehr begleitend arbeiten und dabei unterstützen, die eigenen Gefühle zu erkunden und zu verstehen.
Trotz dieser Unterschiede teilen beide Ansätze eine gemeinsame Basis und bieten wertvolle Möglichkeiten zur Selbsterkenntnis und persönlichen Veränderung.
Ein großer Vorteil der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie liegt darin, dass sie nicht nur die Symptome behandelt, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen erkundet. Durch die Berücksichtigung der persönlichen Geschichte, früher Erfahrungen und Beziehungsdynamiken bietet die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie einen ganzheitlichen Ansatz, der über die Behandlung der Symptome hinausgeht. Sie ermöglicht es, die eigenen emotionalen Probleme auf einer tieferen Ebene zu verstehen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Ausgehend von der Analyse der therapeutischen Beziehung im geschützten Therapieraum kann auf weitere zwischenmenschliche Beziehungen und mögliche Konflikte geschlossen werden, was zur Stärkung des Selbstverständnisses und zum persönlichen Wachstum beitragen kann.
Da die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie auf eine tiefgreifende Veränderung abzielt, kann der Behandlungszeitraum länger sein als z.B. bei der Verhaltenstherapie. Dies erfordert somit eine gewisse Geduld und Ausdauer. Die Auseinandersetzung mit unbewussten Konflikten in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie kann außerdem dazu führen, dass thematisch mehr Zeit in der Vergangenheit verbracht wird als in der Verhaltenstherapie. Dies kann für manche Menschen belastend sein und den Fokus auf aktuelle Herausforderungen einschränken. Im Vergleich zu anderen Therapieformen wie der Verhaltenstherapie bietet die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie außerdem möglicherweise weniger konkrete und strukturierte Techniken zur Bewältigung von Symptomen. Einige Klienten können sich nach klaren Handlungsanweisungen sehnen, die ihnen helfen, ihre Probleme effektiv anzugehen.
Dennoch können die Vor- und Nachteile der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie von Person zu Person selbstverständlich variieren. Jeder Therapieansatz hat seine eigenen Stärken und Schwächen und es gibt keinen allgemeingültig “besten” Therapieansatz. Wir Menschen ticken unterschiedlich und unterscheiden uns voneinander. So ist es auch bei den Therapieansätzen und es ist für jeden etwas dabei. Hoffentlich helfen dir unsere Artikel dabei, DEINE für dich am meisten stimmig erscheinende Therapieform zu finden.
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