Lesedauer 6 Minuten Erfahre hier alles über den Ablauf einer Therapie bei Depressionen – von Erstgespräch bis Abschlussphase sowie Tipps für den Start.
Sorgen und Ängste kennen fast alle Menschen. Doch wenn die Angst zu stark wird, deinen Alltag einschränkt und deine Lebensqualität beeinträchtigt, ist es fast unmöglich allein aus dem Kreislauf der Angst wieder herauszukommen. Doch es gibt gute Nachrichten: Denn gerade Angsterkrankungen lassen sich sehr gut behandeln. Und zwar am besten mit Psychotherapie.
Sich Hilfe holen zu wollen ist der erste Schritt gegen deine Angst. Doch wie findet man eigentlich eine gute und passende Therapie? Es gibt verschiedene Therapieformen und Behandlungsansätze. Aber welche ist der richtige für deine Angsterkrankung?
Wir erklären dir die drei sogenannten “Richtlinienverfahren” der Psychotherapie, die auch für die Angstbehandlung eingesetzt werden: kognitive Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Die Wirksamkeit auf Angststörungen ist bei diesen drei Verfahren nachgewiesen. Sie werden von der Behandlungsleitlinie empfohlen und von den Krankenkassen erstattet.
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Behandlungen, die auch bei Angst eingesetzt werden können. Dazu gehören beispielsweise Coachings, Hypnose oder Gestalttherapie. Sie müssen von Patientinnen und Patienten jedoch selbst bezahlt werden und werden von den Experten der Behandlungsleitlinie nicht als Therapieform empfohlen. Denn ihre Wirksamkeit wurde noch nicht eindeutig wissenschaftlich nachgewiesen.
In diesem Artikel konzentrieren wir uns ausschließlich auf die in der Patientenleitlinie für Angststörungen empfohlenen drei Richtlinienverfahren. Wir erklären dir die unterschiedlichen Ansätze und beschreiben, was dich dort jeweils erwartet.
Wie der Name schon verrät, steht bei der kognitiven Verhaltenstherapie das Verhalten der Patientinnen und Patienten im Vordergrund.
Die Therapieform basiert nämlich auf der Annahme, dass unsere Gedanken einen Einfluss auf unser Handeln haben. Werden also in deinen Gedanken bestimmte Situationen als bedrohlich oder gefährlich bewertet, ist es verständlich, dass genau diese Situationen Angst machen und vermieden werden.
In der kognitive Verhaltenstherapie gehst du gemeinsam mit deiner Therapeutin oder deinem Therapeuten auf die Suche nach solchen Denkmustern und angstbehafteten Situationen, um sie realistisch zu betrachten und zu hinterfragen. Ziel ist die Veränderung deines Denkens und Verhaltens, sodass die Angst kleiner wird und du deinem Alltag wieder ohne Einschränkungen und Vermeidung nachgehen kannst.
Um diese Denkmuster zu durchbrechen und die angstbesetzten Situationen wieder als “nicht gefährlich” einzustufen, werden häufig sogenannte Expositionsübungen durchgeführt. Dabei stellst du dich nach ganz bestimmten Prinzipien deiner Angst und begibst dich gut vorbereitet genau in die Situationen, die bei dir Angst auslösen. Keine Panik, du kriegst vorher viele Informationen, wie du das machst und wirst von deinem Therapeuten oder deiner Therapeutin auch am Anfang dabei begleitet. Bei häufigerem Wiederholen kannst du eine neue Erfahrung mit der Angst machen, festgefahrene Denkmuster durchbrechen und schon nach relativ kurzer Zeit Erfolge machen.
Du siehst: Die kognitive Verhaltenstherapie erfordert deine aktive Mitarbeit, zeigt dafür aber meist schon schnell erste Erfolge. Sie ist bei den meisten Angsterkrankungen die empfohlene Therapieform und hilft den meisten Patientinnen und Patienten ihre Ängste zu besiegen.
Die Sitzungen finden dabei meist 1-2 Mal pro Woche in der Praxis des Therapeuten oder der Therapeutin statt. Doch mit einer digitalen Verhaltenstherapie, wie der Invirto Therapie, bist du in der Einteilung viel freier und hast keine festen Termine. Wenn es dein Alltag erlaubt, kannst du so auch jeden Tag am Umgang mit deiner Angst arbeiten und sogar noch schneller Erfolge erzielen.
Detaillierte Informationen über kognitive Verhaltenstherapie findest du hier.
Die analytische Psychotherapie lässt sich auf Sigmund Freud zurückführen und beruht auf der Annahme, dass der Grundstein für viele psychische Erkrankungen bereits in der Kindheit der Patientinnen und Patienten zu finden ist. Das bedeutet, dass unser Verhalten auch von Gedanken und Gefühlen abhängt, die in unseren früheren Lebensjahren unbewusst psychisch beeinflusst wurden.
Während der Therapiestunden, die 2-4 Mal pro Woche stattfinden können, ergründest du mit der Therapeutin oder dem Therapeuten gemeinsam die Ursachen für deine Angst, welche oftmals in Kindheit und Jugend ihren Ursprung haben. Das Kernprinzip ist hier vor allem ein “Verändern durch Verstehen” und die Suche nach der tieferen Bedeutung deiner erlebten Symptome.
Während des Gesprächs gibt die Therapeutin oder der Therapeut dabei immer wieder Denkanstöße, die dir dabei helfen, deine Gedanken weiter zu ergründen. Bei diesem Therapieverfahren ist es besonders wichtig, dass du dich mit deinem Therapeuten oder deiner Therapeutin wohlfühlst und ihm oder ihr gut vertraust. Lass dir deshalb Zeit dabei, eine geeignete Therapeutin oder einen Therapeuten zu finden!
Detaillierte Informationen über die analytische Psychotherapie findest du hier im Abschnitt “psychoanalytisch begründete Therapie”.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie hat ihren Ursprung in der analytischen Psychotherapie. Im Gegensatz dazu fokussiert man sich jedoch auf die wichtigsten aktuellen Konflikte. Das bedeutet, dass eher bestimmte Probleme gezielt bearbeitet werden und weniger unbewusste Erlebnisse aus der Kindheit im Vordergrund stehen.
Im Bezug auf die Angst geht man in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie davon aus, dass deine Ängste auf unbewussten Ängsten beruhen. Das können zum Beispiel die Angst vor eigenen Gefühlen oder auch die Angst vor Trennungen sein.
Du lernst in der Therapie, deine körperlichen Symptome besser zu verstehen und zu erkennen, dass die Ängste auf Erlebnissen in deiner Kindheit beruhen und nicht unbedingt in der aktuellen Realität verankert sind.
Während der Therapie wirst du also dabei unterstützt, die Angst zu bewältigen, indem du tiefer liegende Konflikte auflöst. So kannst du deine Lebensqualität zurückgewinnen und deinen Alltag wieder leichter bestreiten.
Detaillierte Infos zur Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie findest du hier im Abschnitt “psychoanalytisch begründete Therapie”.
Die Wirksamkeit dieser drei Psychotherapieformen ist wissenschaftlich belegt und die Therapieverfahren von Fachgesellschaften anerkannt. Wenn du also an einer Angststörung leidest, können diese drei Behandlungen eine gute Hilfe sein. Dazu gehört es aber auch, dass du in die Wirksamkeit der Behandlung vertraust. Denn nur durch dein Mitwirken kann eine Behandlung erfolgreich sein. Deshalb hab immer im Hinterkopf, dass du die Wahl hast, welche Behandlung du machen möchtest. Doch woran erkennst du eigentlich eine gute Therapie?
Während des Erstgespräches sollte der Therapeut oder die Therapeutin dich über den Krankheitsverlauf die jeweilige Therapieform aufklären und auch mögliche Risiken und Nebenwirkungen einer Behandlung besprechen. Wichtig ist, dass du alles verstehst – es geht schließlich um deine Gesundheit. Der Therapeut oder die Therapeutin sollte alles in einfacher Sprache und mit möglichst wenigen Fachausdrücken erklären.
Tipp: Vielleicht überlegst du dir auch schon vor dem Gespräch, ob und welche Fragen du hast und schreibst sie dir auf. Während des Gesprächs aufgeregt zu sein ist ganz normal – so hast du deine Fragen bei Bedarf dann nochmal im Blick. Ebenfalls ist es gut, sich Notizen über wichtige Punkte während des Gesprächs zu machen, damit du sie später nochmal in Ruhe durchgehen kannst.
Du möchtest nun mit einer Behandlung starten und bist auf der Suche nach einem Therapeuten oder einer Therapeutin. Doch woher weißt du, welche Therapieform dort jeweils angeboten wird?
Oft findest du die angebotenen Behandlungsformen immer direkt auf den jeweiligen Webseiten. Im Zweifelsfall kannst du aber den Therapeut oder die Therapeutin anrufen oder per Mail kontaktieren, um nähere Informationen zur Therapieform zu bekommen.
Darüber hinaus sind digitale Angebote oft eine sehr gute Alternative, wenn Wartezeiten bei klassischen Therapien sehr lang sind. Hier findest du auf den Webseiten der digitalen Angebote oft einen “Wissenschaftsbereich” mit Infos zur Therapieform, der Behandlung und dem Ablauf der Therapie genau erklärt.
Aber Achtung, denn nicht jede digitale Anwendung ist auch gleich eine wirksame Therapie! Im Internet und in den App Stores auf den Smartphones gibt es eine Vielzahl psychologischer Apps. Da kann man schnell mal den Überblick verlieren und einfach den ersten Treffer herunterladen. Doch dabei ist es besonders wichtig aufmerksam zu sein und auf ein paar Punkte zu achten:
Mit dieser Übersicht hast du einen Überblick über die Richtlinienverfahren der Psychotherapie. Eine exakte Antwort auf die Eingangsfrage, woher man weiß, welche die richtige Therapieform für einen ist, gibt es leider nicht. Denn jede Angsterkrankung ist unterschiedlich und jeder Patient und jede Patientin hat unterschiedliche Bedürfnisse. Frag dich deshalb: Was brauche ich? Was möchte ich? Welche Behandlung passt am besten zu meinem Alltag? Ist mir eine enge Beziehung zu meinem Therapeuten oder meiner Therapeutin wichtig? Oder ist ein Format mit weniger Anreise und selbstständiger Beschäftigung mit der Therapie für dich besser? Ist es dir wichtig, Inhalte zeitlich flexibel und immer verfügbar zu haben? Oder sind die feste Zeiten für die Behandlung lieber?
Denke auch immer daran, dass du die Wahl hast! Auch wenn der Therapeut oder die Therapeutin sehr von einer Therapieform überzeugt ist, heißt das nicht, dass das der richtige Weg für dich sein muss. Nimm also nicht gleich die erstbeste Möglichkeit, wenn du dabei kein gutes Gefühl hast. Hör auf dich und deine Bedürfnisse. Dann wirst du die richtige Form für dich finden und schnelle Erfolge auf dem Weg gegen deine Angst erzielen.
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