Lesedauer 7 Minuten Veränderte Stimmung, Schlafmuster oder Interessen? Erfahre, wie du psychische Frühwarnzeichen erkennst und ihnen vorbeugst.
Vielleicht hast du Angst, alleine mit dem Bus zu fahren und gehst deshalb die Strecke lieber zu Fuß. Oder du machst dir häufig Sorgen, bist nervös oder bekommst Panikattacken. Vielleicht bist du auch manchmal unheimlich niedergeschlagen und kannst dich zu nichts mehr aufraffen. Wenn du Kinder hast, kennst du möglicherweise das Bedürfnis, stark sein zu wollen oder in einen anderen Raum zu flüchten, damit deine Kinder nichts mitbekommen. Du willst deine Kinder vor Überforderung, seelischer Belastung und Ängsten beschützen. Doch wenn Eltern unter psychischen Problemen leiden, spürt das oft die ganze Familie. Ob es richtig ist, mit deinen Kindern über deine Erkrankung zu sprechen, wie offen du ihnen gegenüber sein solltest und wie du ihnen psychische Störungen am besten erklären kannst, erfährst du hier.
Viele Eltern denken, dass ihre Kinder noch zu jung sind, um mitzubekommen, was genau zu Hause los ist. Um ihre Kinder vor zu viel Verantwortungsübernahme, negativen Gefühlen und Belastung zu schützen, warten viele Eltern lange ab, bevor sie mit ihren Kindern über ihre psychischen Störungen sprechen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Kinder beobachten ihre Eltern genau, bekommen jede Veränderung mit und wenn sie bemerken, dass es ihren Eltern nicht gut geht, versuchen sie, sich darauf einzustellen. Kinder sind auf ihre Eltern angewiesen. Sie verhalten sich entsprechend dem Verhalten der Eltern, um überleben zu können. Doch Kinder sind unterschiedlich und reagieren auf eine psychische Erkrankung eines Elternteils sehr individuell. So kann es sein, dass dein Kind sich zurückzieht und ruhiger wird. Es ist aber auch möglich, dass es mehr Aufmerksamkeit einfordert als sonst oder extrem angepasst und hilfsbereit ist. Wenn Kinder nicht wissen, was los ist, machen sie sich Sorgen, sind verunsichert und gehen häufig davon aus, dass sie schuld an der Situation sind. Damit das nicht passiert, ist es wichtig, deine Kinder mit einzubeziehen und offen zu kommunizieren. Doch was verstehen die Kinder, und wie viel ist zu viel?
Ab wann mit Kindern sprechen? Du wirst merken: sobald du mit deinem Kind ein Gespräch über deine (und die deines Kindes) psychische Verfassung anfängst, wird sich die gesamte Situation zu Hause entspannen. Denn sicherlich war es auch für dich anstrengend, psychische Belastungen zu “verstecken” oder darüber zu grübeln, wie du es am besten ansprichst. Aber was genau solltest du deinem Kind sagen und was besser nicht?
Das hängt natürlich zunächst vom Alter und Entwicklungsstand deines Kindes ab. Auch Babys können bereits auf Krisen oder psychische Veränderungen ihrer Eltern mit verändertem Verhalten reagieren. Hier bringt natürlich das Gespräch wenig – wenn du ein Baby zu Hause hast, und sich sein Verhalten durch die psychische Störung eines Elternteils verändert hat, sprich am Besten mit deine:r Kinderärzt:in oder Kinder- und Jugendpsychiater:in oder -psychotherapeut:in darüber.
Ab dem Kleinkindalter kannst du deinem Kind anfangen zu erklären, dass Mama oder Papa krank sind und sich deshalb etwas anders verhalten. Die körperliche Nähe (umarmen, kuscheln) kann hier vor allem in jüngeren Jahren besonders wichtig sein. Sie spendet Trost und zeigt deinem Kind, dass es nicht schuld ist und du es trotzdem lieb hast. Im Grundschulalter erkennen die meisten Kinder, wenn eine Situation ernst ist und verstehen genau, dass etwas los ist. Du kannst mit deinem Kind hier schon über die Störung, Symptome und auch die Behandlung der Störung sprechen. Das alles sollte natürlich in kindgerechter Sprache passieren und ohne dein Kind zu überfordern. Vielleicht erzählst du erst ein bisschen und wartest dann ab, ob und welche Fragen von deinem Kind kommen.
Vorbereitung: Bevor du das Gespräch suchst, solltest du dich darauf vorbereiten. Es werden womöglich viele Fragen von deinem Kind kommen. Sei dir deshalb bewusst, wie es dir geht, wenn du eine schlechte Phase hast, wie sich die Erkrankung anfühlt, wie du damit umgehst und wie deine Behandlung aussieht.
Kindgerechte Worte finden: Wie eben schon beschrieben, sollte das Gespräch sich immer am Entwicklungsstand des Kindes orientieren. Es gibt sehr viele hilfreiche Bücher und Geschichten für Kinder unterschiedlichen Alters, die psychische Störungen erklären. Eine Liste davon findest du weiter unten (im Kasten), vielleicht helfen sie dir für den Gesprächseinstieg. Du kannst deinem Kind auch erklären, dass psychische Krankheiten sehr oft auftreten, aber wenig darüber gesprochen wird (auch weil man es oft nicht sehen kann, anders als bei einem Beinbruch). Das normalisiert die gesamte Situation manchmal schon.
Schuldgefühle nehmen: Sehr viele Kinder denken, dass sie schuld sind, wenn es den Eltern nicht gut geht und fühlen sich dafür verantwortlich, dass es ihnen wieder besser geht (“Wenn ich keinen Ärger mache, muss Mama nicht mehr so oft weinen.”). Erklär deinem Kind unbedingt, dass niemand dafür die Schuld trägt und verantwortlich ist. Es hilft dem Kind, wenn es merkt, dass ihr einen gemeinsamen “Gegner Krankheit” habt. So muss es nicht versuchen, allein dafür Sorge zu tragen, dass die psychische Krankheit besser wird.
Ernst nehmen: Offene Gespräche sind wichtig, damit Kinder verstehen können, was passiert und sich darauf einstellen können. Sprich deine Gefühle offen an und frage auch nach, wie es deinem Kind geht. Wenn du transparent mit der Situation umgehst, hilft das außerdem dabei, Schuld- und Schamgefühle (bei deinem Kind und bei dir) zu verhindern. Nimm dein Kind mit seinen Sorgen dabei ernst. Wenn es Fragen hat, versuche darauf ehrlich zu antworten. Auch wenn du mal keine Antwort hast (z.B. auf die Frage, wann es Mama oder Papa wieder besser gehen wird), teile es deinem Kind mit. Es ist in Ordnung, nicht auf alles eine Antwort zu haben. Wichtiger ist, dass dein Kind weiß, dass es nichts falsch macht und dass auch du dir wünscht, dass es besser wird.
Normalität bewahren: Damit dein Kind nicht in die Situation kommt, zu viel Verantwortung übernehmen zu müssen, achte darauf, die Normalität so gut es geht beizubehalten. Damit ist gemeint, dass dein Kind weiterhin Kind sein darf und nicht die Elternrolle übernehmen sollte. Gemeinsame Unternehmungen, zusammen spielen und Zeit miteinander verbringen ist dafür wichtig.
Wenn du dennoch den Eindruck hast, dass du dich nicht ausreichend und kindgerecht um dein Kind kümmern kannst, oder sich dein Kind selbst psychisch auffällig verhält, solltest du dir professionelle Hilfe holen.
Das Institut Kinderseele ist ein Netzwerk der Bereiche Erwachsenen-, Jugend- und Kinderpsychiatrie, der Jugend- und Familienhilfe, der Sozialhilfe, der Schule und der Ärzteschaft. Es setzt sich für eine gesunde Entwicklung von Kindern psychisch Erkrankter Eltern ein. Dafür gibt es Veranstaltungen (in der Schweiz), oder online Informationen für Kinder und Eltern, Kurzfilme, oder verschiedene Beratungs- und Hilfsangebote. A: aufklären ist ein (Hamburg-basiertes) Netzwerk verschiedener Fachkräfte für Kinder psychisch erkrankter Eltern. Hier gibt es Beratung und Informationen für Fachkräfte, Informationen und Hilfsangebote für Eltern und Informationen für Kinder und Jugendliche zu den Themen psychisch belastete Eltern. Broschüre mit Informationen für psychisch kranke Eltern und ihre Partner zum Umgang mit ihren Kindern.Broschüre mit Informationen für Informationen für Jugendliche (ab etwa 12 Jahren), die psychisch kranke Eltern haben.Liste mit Kinderbüchern, die psychische Krisen und psychische Erkrankungen eines Elternteils thematisieren.
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