Für die Hinterbliebenen teilt der Tod eines Angehörigen ihr Leben häufig in ein “Davor” und “Danach” und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Unabhängig davon, ob der Verlust eines Menschen plötzlich oder schleichend eintritt, wenn wir einen Verlust erleben, trauern wir. Neben einer Traurigkeit können weitere schwierige Gefühle, wie Angst, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung oder Wut dazukommen. Trauer ist eine normale und sinnvolle Reaktion, aber dennoch muss sie verarbeitet werden. Was Trauer ist, wie sie sich äußert und wie du einen Umgang damit finden kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Wenn wir einen Verlust erleiden, trauern wir. Das kann der Verlust eines geliebten Menschen sein, oder eine Trennung. Aber auch den Verlust von etwas Wichtigem, wie der eigenen Heimat, körperlicher Gesundheit oder das Ende einer Lebensphase, können wir betrauern. Was sich für viele Menschen sehr belastend anfühlt, ist aus evolutionärer Sicht sinnvoll und wichtig: Denn Trauer hilft uns bei der Bewältigung von Verlusten und Trennungen und bei der Verarbeitung des Erlebten. Gleichzeitig hilft uns Trauer auch bei einer Neuorientierung und Weiterentwicklung. Sie ermöglicht uns also, Bindungen aufzulösen und neue Bindungen einzugehen.
Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Verlust. Wie ihre Trauer gezeigt und verarbeitet wird, ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Es gibt auch kein “richtiges” oder “falsches” Trauern. Viele verschiedene Emotionen, Gedanken und Reaktionen können nach einem Verlust dem Trauerprozess zugeordnet werden.
Das Erleben von unterschiedlichen Gefühlen ist im Trauerprozess normal. Neben einer tiefen Traurigkeit können Freudlosigkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Zerrissenheit auftreten. Auch eine Leere oder Gefühllosigkeit ist nicht selten, genauso wie Sinnlosigkeit und Wut. Viele Menschen haben in der akuten Trauerphase den Eindruck, nichts Positives im Leben mehr sehen und finden zu können. Der Trauerprozess verläuft jedoch nicht immer gleich und die Gefühle treten nicht alle gleichzeitig auf. Sie können sich abwechseln und immer wieder verändern. Zu Beginn sind sie meistens sehr stark und werden mit der Zeit immer weniger intensiv.
Die Gedanken können sich viel um die verstorbene Person (oder eine andere Verlusterfahrung) drehen. Auch der Eindruck, dass diese Person anwesend sei, kann vorkommen. Zudem können Grübelgedanken aufkommen, die sich um verschiedene Themen drehen können, wie die Zukunft, die eigene Hilflosigkeit oder Erinnerungen. Sie können sehr belastend sein.
Auch körperlich kann sich Trauer zeigen und verarbeitet werden. Die meisten Menschen kennen vor allem die Reaktion Weinen, die unterschiedlich stark ausgeprägt auftreten kann. Einige Menschen berichten von starkem Weinen oder davon, dass ihnen das Weinen gut tut. Andere können vielleicht (zunächst) auch gar nicht weinen. Weitere körperliche Reaktionen können Müdigkeit, Erschöpfung oder Schlafstörungen sein sowie ein Wunsch nach Rückzug. Auch Schmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Schwindel können auftreten und sind normal. Viele körperliche Trauerreaktionen wie Weinen oder auch Klagen, eine starre Mimik, Rückzug oder Verlangsamung haben eine evolutionäre Funktion: Sie zeigen unseren Mitmenschen, dass wir trauern. Das führt zu Mitleid und Mitgefühl und sorgt dafür, dass wir Unterstützung, Geborgenheit, Schutz und Schonung erfahren.
Kein Trauerprozess verläuft gleich, doch es gibt sehr ähnliche Phasen, in denen sich trauernde Menschen befinden können. Diese sind nicht immer gleich lang oder gleich ausgeprägt, sie können aber eine Orientierung sein und grob in folgende 4 Phasen eingeteilt werden:
Viele der Symptome einer Trauerreaktion treten auch bei einer Depression auf, wie Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung oder körperliche Beschwerden. Das heißt aber nicht, dass Trauer eine Krankheit ist. Im Gegenteil: sie ist eine normale und wichtige Reaktion auf ein schwieriges Verlustereignis. In der Regel verringern sich die Symptome nach einem Verlust schrittweise und lassen meist nach etwa einem halben Jahr nach. Das muss aber nicht immer so sein, je nach Lebenslage kann es länger dauern. Es gibt auch Betroffene, die die Phasen der Akzeptanz, Anpassung oder Neuorientierung nicht erreichen und nach einem Verlust eine lang anhaltende Trauer entwickeln.
Im medizinischen Sinne spricht man dann häufig von einer pathologischen Trauer, einer chronischen, komplizierten oder auch verzögerten Trauer. Sie kann zu einer depressiven Anpassungsstörung, einer Depression oder auch Angststörung führen und ist für Betroffene sehr belastend. Eine pathologische Trauerreaktion ist heilbar und kann durch professionelle Hilfe be- und verarbeitet werden. Es kann also sehr hilfreich sein, sich bei starker Belastung und psychischen Anpassungsschwierigkeiten professionelle Hilfe zu suchen.
Trauer ist eine normale Reaktion und sehr wichtig für Menschen, damit sie den Verlust oder die Trennung einer geliebten Person verarbeiten können. Manchmal fällt die Verarbeitung eines solchen Erlebnisses aber sehr schwer. Folgende Tipps können dir vielleicht helfen, um Trauer besser zuzulassen und einen Verlust besser zu verarbeiten.
Trauer muss nicht allein bewältigt werden. Wenn du den Eindruck hast, dass es dir schwer fällt, sie allein zu bewältigen, kann es hilfreich sein, dir professionelle psychotherapeutische Unterstützung zu suchen. Hält deine Trauer sehr lange an (z.B. über ein halbes Jahr ohne sich wirklich zu verändern) und schränkt dich in deinem täglichen Leben ein, oder wenn du bemerkst, dass du dich gar nicht damit beschäftigen kannst, dann kann eine unterstützende Therapie sinnvoll sein. Es ist aber nicht wichtig, dass du erst eine bestimmte Zeit getrauert hast, du kannst auch vorher schon therapeutische Unterstützung aufsuchen. Gemeinsam mit dem oder der Therapeut:in wirst du dann entscheiden, was das Beste für dich ist.
Psychotherapie bei Trauer hilft dir dabei, deine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen (z.B. Vermeidung) zu identifizieren, die verhindern, dass du deine Trauer zulassen kannst. Du lernst, die unangenehmen Gefühle zuzulassen, zu überwinden und neue Ideen für dein Leben und deine Zukunft zu finden.
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