Letztes Update: 
16.09.2025

Verhaltenstherapie bei Angststörungen - so hilft sie wirklich

Lesedauer: 4 Minuten

Angst gehört ab dem Babyalter zu unserem Leben dazu. Sie schützt uns in gefährlichen Situationen und macht uns aufmerksam. Wenn die Angst überhand nimmt, den Alltag bestimmt oder dich immer wieder lähmt, kann eine Angststörung dahinter stecken. 

Eine der wirksamsten Methoden bei der Behandlung einer Angststörung ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT). In diesem Artikel erfährst du, wie sie funktioniert, wann sie sinnvoll ist und warum gerade diese Form der Psychotherapie so erfolgversprechend ist.

Wie funktioniert die Verhaltenstherapie bei Angststörungen?

Die Verhaltenstherapie - auch bekannt unter der Bezeichnung kognitive Verhaltenstherapie - gehört zu den am besten erforschten psychotherapeutischen Verfahren. Sie geht davon aus, dass deine Gedanken, Gefühle und dein Verhalten eng miteinander verbunden sind. Bewertest du eine Situation als gefährlich, reagiert dein Körper automatisch mit Anspannung und Stress. Diese physischen und psychischen Reaktionen prägen wiederum dein zukünftiges Verhalten (z.B. Vermeidung). 

Der Fokus der KVT liegt im Hier und Jetzt. Es geht nicht darum, deine gesamte Vergangenheit aufzuarbeiten, sondern darum, deine aktuellen Muster zu verstehen und schrittweise zu verändern. Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit deiner:m Therapeut:in

Zentral ist die Annahme, dass dein Verhalten erlernt und damit auch wieder veränderbar ist. In der Therapie lernst du, Angst auslösende Gedanken realistisch zu hinterfragen und dich Schritt für Schritt mit dem auseinanderzusetzen, was du bisher gemieden hast. Auf diese Weise verlierst du die Angst zwar nicht schlagartig. Durch Erfahrung und Wiederholung kann sie jedoch langfristig durch neu erlernte Strategien ersetzt werden.

Wann ist eine Verhaltenstherapie sinnvoll?

Angst kennt jede:r. Sie macht uns auf mögliche Gefahren aufmerksam. Normal ist also zum Beispiel die Nervosität vor einem wichtigen Vortrag oder die Anspannung beim Alleinsein in einer dunklen Straße.

Anders verhält es sich bei einer Angststörung. Hier tritt die Angst unverhältnismäßig stark auf, hält lange an oder zeigt sich in Situationen, die objektiv gesehen ungefährlich sind. Typisch ist auch, dass Betroffene anfangen, ihr Leben einzuschränken: Sie meiden bestimmte Orte, Tätigkeiten oder Menschen und verlieren dadurch Stück für Stück an Lebensqualität.

Eine Verhaltenstherapie ist besonders sinnvoll, wenn du Folgendes bemerkst:

  • Deine Angst belastet dich stark
  • Du vermeidest bestimmte Situationen immer häufiger
  • Deine Gedanken kreisen ständig um Befürchtungen
  • Symptome wie Herzrasen, Schwindel oder Atemnot treten ohne körperliche Ursachen auf

Wenn du dich in diesen Beschreibungen wiedererkennst, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe zu suchen. Je früher du damit beginnst, desto besser sind die Chancen, dass sich deine Angststörung erfolgreich behandeln lässt. Die kognitive Verhaltenstherapie wird von Fachgesellschaften als erste Wahl empfohlen und gilt für alle Formen von Angststörungen als nachweislich hilfreich.

Wir bieten dir Unterstützung

Fühlst du dich momentan belastet und möchtest mit jemandem darüber sprechen? Unsere Patientenbegleitung unterstützt dich dabei, deine Therapie bei Beavivo innerhalb einer Woche zu beginnen.

Zentrale Methoden der Verhaltenstherapie bei Angststörungen

Die Verhaltenstherapie ist kein starres Programm, sondern eine Kombination verschiedener Methoden, die individuell auf dich angepasst werden. Besonders wichtig sind diese drei Bausteine:

Psychoedukation - Störungsmodell

Zu Beginn der Therapie erhältst du verständliche Informationen darüber, wie Angst entsteht und aufrechterhalten wird. Dieses Wissen hilft dir idealerweise, deine Symptome einzuordnen und die weiteren Schritte nachvollziehen zu können. Besonders bei Panikstörungen schafft Psychoedukation ein wichtiges Fundament. Du lernst zu verstehen, dass körperliche Symptome wie Herzrasen oder Schwindel nicht lebensgefährlich sind.

Kognitive Umstrukturierung

In diesem zentralen Teil der Verhaltenstherapie lernst du, angstauslösende Gedanken zu identifizieren und kritisch zu hinterfragen. Ziel ist es, negative Denkmuster durch realistische und hilfreiche Gedanken zu ersetzen und sinnvolle Angstbewältigungsstrategien zu erlernen. Besonders bei generalisierten Angststörungen kann diese Methode entscheidend sein.

Expositionstherapie

Exposition heißt wortwörtlich, sich bewusst etwas auszusetzen. Bei Angststörungen bedeutet das, sich bewusst mit jenen Situationen auseinanderzusetzen, die Angst machen - sei es nun Busfahren, Vorträge halten oder der Aufenthalt in großen Menschenmengen. Durch die wiederholte Konfrontation lernst du, dass deine Befürchtungen nicht eintreten und dass die Angst nachlässt, wenn du dich dieser stellst. Exposition gilt unter anderem bei Phobien und Panikstörungen als wirksam.

Warum die Verhaltenstherapie bei Angststörungen so wirksam ist

Die Studienlage zur Verhaltenstherapie ist eindeutig. Für keine andere Therapieform gibt es so viele Wirksamkeitsnachweise bei Angststörungen. Zahlreiche Metaanalysen belegen, dass die kognitive Verhaltenstherapie bei allen Formen von Angststörungen unabhängig von Alter und Geschlecht deutliche Verbesserungen bringt.

Die aktuelle S3-Leitlinie für Angststörungen empfiehlt daher KVT als erste Wahl zur Behandlung. Andere Verfahren wie psychodynamische oder systemische Therapien sollen angeboten werden, wenn KVT nicht wirksam ist, nicht verfügbar ist oder eine Alternative von den Patient:innen ausdrücklich gewünscht wird.

Vorteile der Verhaltenstherapie bei Angststörungen im Überblick:

  • Nachweisliche Wirksamkeit: Umfangreich erforscht und von Leitlinien empfohlen
  • Fokus auf aktuelle Probleme: Veränderungen sind schnell spürbar
  • Aktive Rolle der Patient:innen: Methoden, die du auch im Alltag anwenden kannst
  • Gute Erfolgsaussichten: Häufig Verbesserungen schon nach wenigen Wochen 

Erster Schritt - Eine Therapieplatz finden

Einen Therapieplatz zu finden, ist leider nicht immer einfach. Die Wartezeiten betragen in Deutschland im Durchschnitt ungefähr sechs Monate. Je nach Region können sie sogar noch länger ausfallen.

Doch bei einer Angststörung zählt jeder Tag, um möglichst schnell wieder gesund zu werden. Mit unseren Tipps findest du zeitnah einen Therapieplatz bei einer:m Verhaltenstherapeut:in:

  • Nutze die Online-Suchportale der Kassenärztlichen Vereinigungen.
  • Frage bei deiner Krankenkasse nach Listen mit zugelassenen Therapeut:innen.
  • Suche gezielt nach Praxen in deiner Umgebung und kontaktiere diese telefonisch oder per Mail.

Falls du schnell einen Therapieplatz brauchst, bietet dir Beavivo eine weitere Möglichkeit. Zunächst führst du mit uns ein kostenloses Informationsgespräch und steckst deine Eckdaten und Bedürfnisse ab. Anschließend wirst du an approbierte Psychotherapeut:innen mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie vermittelt. Häufig startet die Behandlung bereits innerhalb einer Woche nach dem Erstkontakt. Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber der langen regulären Wartezeit.

Fazit

Die Verhaltenstherapie bei Angststörungen ist eine der wirksamsten und am besten erforschten Methoden. Sie setzt direkt an den Gedanken- und Verhaltensmustern an, die Angst auslösen und aufrechterhalten. Wenn du unter starker Angst leidest, kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen, wieder Kontrolle über dein Leben zu gewinnen.

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte rund um die Verhaltenstherapie bei Angststörungen:  

  • Verhaltenstherapie ist eine wissenschaftlich fundierte und wirksame Methode zur Behandlung von Angststörungen.
  • Entscheidend ist, eine:n qualifizierte:n und erfahrene:n Therapeut:in zu finden. 
  • Einen Therapieplatz zu finden, kann länger dauern. Daher lautet unsere Empfehlung, dir so schnell wie möglich professionelle Hilfe zu suchen.
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Fühlst du dich momentan belastet und möchtest mit jemandem darüber sprechen? Unsere Patientenbegleitung unterstützt dich dabei, deine Therapie bei Beavivo innerhalb einer Woche zu beginnen.

Alina Haidacher
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