Lesedauer 7 Minuten Woran du eine Angststörung erkennst, welche typischen Symptome es gibt und was du gegen Angststörungen tun kannst, erfährst du hier.
Du weißt immer den schnellsten Weg nach draußen, Menschenmengen lösen Schweißausbrüche aus und Kino- oder Theaterbesuche sagst du ab, weil du dort Herzrasen bekommst. Dir kommt das bekannt vor?
Wir erklären dir welche Symptome Betroffene einer Agoraphobie aufweisen? Und warum Vermeidung keine gute Idee ist.
Menschen mit einer Agoraphobie reagieren auf Situationen wie Menschenmengen, volle Supermärkte oder ein abgelegenes unbekanntes Waldstück mit einer starken Angstreaktion.
Agoraphobie ist eine relativ häufige Angststörung: Insgesamt sind 4% der Bevölkerung auf der ganzen Welt davon betroffen – also allein in Deutschland mehr als 3 Millionen Menschen.
Besser bekannt ist Agoraphobie unter dem Namen Platzangst. Das Wort “agora” kommt aus dem Griechischen und bedeutet Marktplatz. Agoraphobie ist also eine Bezeichnung für eine Angst vor bestimmten Plätzen des alltäglichen Lebens.
In größeren Menschenmengen nach Fluchtwegen Ausschau halten, oder im Supermarkt stets den Ausgang im Blick haben: Obwohl diese Situationen eigentlich keine tatsächliche Bedrohung darstellen, haben Betroffene Angst vor Orten, an denen eine Flucht schwierig oder peinlich wäre oder an denen beim Auftreten panikartiger Symptome keine Hilfe erreichbar wäre. Das führt dazu, dass diese Situationen vermieden werden oder nur mit Sicherheitsvorkehrungen wie einer Begleitung oder eben unter starker Angst erlebt werden können.
Für viele Betroffene ist es deshalb fast unmöglich einen Supermarkt oder öffentliche Plätze zu besuchen, sich in Menschenmengen, Warteschlangen, im Fahrstuhl, Bus, Auto oder Flugzeug aufzuhalten, oder weit entfernt von zu Hause zu sein. Die Angst ist ihr ständiger Begleiter und übernimmt die Kontrolle über sie und ihren Körper.
Die Angst wird oft durch heftige körperliche Symptome begleitet, wie
Je nachdem welche körperlichen Symptome auftreten, befürchten Menschen mit einer Agoraphobie:
Neben den körperlichen Symptomen, wird die Angst in einigen Fällen auch von Panikattacken begleitet. Meist sind die Panikattacken sogar Auslöser für die Agoraphobie, da sie in Situationen aufgetreten sind, vor denen die Betroffenen nun Angst haben, dass sie erneut dort eine Panikattacke bekommen.
Aber: Nicht jede Panikattacke deutet auch auf eine Panikstörung hin. 30 % der Menschen haben in ihrem Leben mal eine Panikattacke.
“Eine Situation oder ein Ort macht mir Angst – also gehe ich dort nicht mehr hin.” Klingt zunächst einleuchtend, oder? Doch Vermeidung ist keine gute Idee. Denn sie führt langfristig dazu, dass der Alltag nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden kann. Plötzlich können vielleicht alltägliche Situationen oder Orte, wie der Supermarkt oder ein Bus, nicht mehr aufgesucht werden, da befürchtet wird dort erneut Angstsymptome zu bekommen. Im schlimmsten Fall ist es nicht mehr möglich, das Haus zu verlassen. Die Bewegungsfreiheit wird also enorm eingeschränkt.
Ebenfalls helfen Alkohol oder Beruhigungsmittel nicht gegen die Angst: Zwar scheinen sie die körperlichen Symptome und die Angst zu verhindern, allerdings werden so Nebenwirkungen und potentielle Suchtgefahren riskiert.
Aber nicht immer ist ist das Vermeidungsverhalten offensichtlich zu erkennen - weder für die Betroffenen noch Angehörige. Denn wer bei dem Gedanke an die U-Bahn schon nervös wird, redet sich vielleicht ein “noch nie gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren zu sein” oder man “online ja genauso gut einkaufen kann”. Vielleicht sind solche Aussagen ja auch dir bekannt.
Um diesen Teufelskreis der Vermeidung zu durchbrechen, kann Psychotherapie der richtige Weg sein. Kernelement und das Mittel der Wahl wird die sogenannte Expositionstherapie im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie sein. Dabei geht es darum, sich in begleiteten Übungen den angstauslösenden Situationen zu stellen. Das klingt erstmal extrem abschreckend und beängstigend. Aber das Ziel dieser Übungen ist es, neue, positive Erfahrungen in diesen Situationen zu machen und zu sehen, dass die Befürchtungen nicht eintreten.
Realisiere die Angst als Problem und nimm sie ernst. Es hilft nicht, vor der Angst zu wegzulaufen oder sie zu betäuben. Die Angst wird so nicht einfach verschwinden.
Angst lässt sich gut psychotherapeutisch behandeln. Und was ganz wichtig ist: Du bist nicht allein und du bist nicht dafür verantwortlich. Es ist gut, sich Hilfe zu holen und das ist alles andere als “schwach”.
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