Lesedauer 6 Minuten Erfahre hier alles über den Ablauf einer Therapie bei Depressionen – von Erstgespräch bis Abschlussphase sowie Tipps für den Start.
Gruppentherapie, Einzeltherapie, stationär, teilstationär oder ambulant: Ist man auf der Suche nach einer Psychotherapie, kann die Wahl für die passende Behandlung ganz schön schwierig sein. Psychotherapie umfasst eine Reihe verschiedener Verfahren oder Formen, die sich in der Betrachtung und Behandlung psychischer Störungen unterscheiden. Darüber haben wir im letzten Artikel bereits gesprochen. Doch auch das Behandlungssetting kann entscheidend sein. Die Behandlung von psychischen Störungen kann stationär, teilstationär, ambulant, in Einzel- oder Gruppentherapie stattfinden. Was das jeweils bedeutet, was die Unterschiede sind und was für dich passen kann, erfährst du hier.
Eine stationäre Behandlung bedeutet einen Aufenthalt im Krankenhaus. Sie kann in Krankenhäusern mit Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie (die klassische “Psychiatrie”) oder mit Abteilungen für Psychosomatik und Psychotherapie stattfinden. Während einer stationären Behandlung übernachten Patient:innen im Krankenhaus, der Aufenthalt dauert meist einige Wochen. Das Ziel für die Behandlung ist die Wiederherstellung der Gesundheit. Die Kosten für die Behandlung werden von der Krankenkasse übernommen. Das therapeutische Angebot unterscheidet sich von Klinik zu Klinik etwas. In der Regel beinhaltet es nicht nur Gesprächstherapie im Einzel- und Gruppensetting sondern auch eine medikamentöse Behandlung (wenn nötig), und Angebote wie Kunst-, Musik- Sport- und Ergotherapie, Sozialberatung, Achtsamkeits- und Entspannungskurse oder ausgefallenere Angebote wie Gartentherapie oder Tiergestützte Therapie. Meist gibt es einen festen Tagesrhythmus und Therapieplan.
Es gibt Stationen, die einen übergreifenden Ansatz verfolgen, und Menschen mit unterschiedlichen psychischen Störungen aufnehmen. Es gibt aber auch spezialisierte Stationen, in denen die Behandlung auf bestimmte psychische Störungen ausgerichtet ist.
Eine stationäre Therapie kann durch Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen veranlasst werden, d.h. Patient:innen stellen sich mit einer Überweisung bei der Klinik vor. Im Notfall erfolgt eine Aufnahme auch kurzfristig über die Notaufnahme, z.B. wenn du nicht weiter weißt und die 112 rufst.
Tageskliniken können sich in psychiatrischen oder psychosomatischen Kliniken oder Abteilungen befinden, oder einen eigenen Standort haben. Es heißt teilstationär oder Tagesklinik, da Patient:innen sich nur unter der Woche und tagsüber in der Klinik aufhalten. Die Nächte und Wochenenden werden zu Hause verbracht. Das bedeutet einerseits, dass Patient:innen stabil genug sein müssen, um diese Zeiten in der eigenen Wohnung, bei Familie oder Freund:innen verbringen zu können. Andererseits sollte die Tagesklinik räumlich so gelegen sein, dass Patient:innen sie täglich gut erreichen können.
Der Aufenthalt ist wie bei der vollstationären Behandlung einige Wochen und auch das therapeutische Angebot ähnelt sich. Auch hier erhältst du in der Regel psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche, Kunst-, Musik- Sport- und Ergotherapie, Sozialberatung, Achtsamkeits- und Entspannungstraining. Es gibt einen festen Tagesrhythmus mit Zeitplan für gemeinsame Mahlzeiten und Therapien. Die Kosten für die Behandlung übernimmt üblicherweise die Krankenkasse.
Eine ambulante Psychotherapie wird von psychologischen Psychotherapeut:innen oder Fachtärzt:innen (für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Psychotherapie oder Nervenheilkunde) angeboten. Sie findet je nach Therapieform ein- bis mehrmals wöchentlich in Einzelgesprächen statt, es gibt aber auch ambulante Gruppentherapien. Patient:innen können ihrem Alltag ganz normal weiter nachgehen, machen individuelle Termine mit den Therapeut:innen aus und gehen dann zu ihnen in die Praxis, Gemeinschaftspraxis oder Klinik. Die Kosten für die Behandlung übernimmt in der Regel die Krankenkasse.
Ambulante Psychotherapie wird inzwischen auch in digitaler Form angeboten, z.B. als Videotherapie oder über eine App, so wie die Invirto App gegen Angsterkrankungen. Digitale Therapien kannst du häufig flexibel gestalten und von überall aus machen.
Im stationären oder tagesklinischen Setting werden sowohl Gruppentherapien, als auch Einzelgespräche angeboten. Hier erfahren Patient:innen also die Vorteile beider Behandlungsarten gleichzeitig. In der ambulanten Psychotherapie sind Einzelgespräche die Regel, es gibt es auch ambulante Gruppentherapien. Die Vorteile liegen auf der Hand: viele Patient:innen empfinden es als Erleichterung mit Menschen zu sprechen, denen es ähnlich geht. Sie schätzen es, Erfahrungen teilen zu können und den Austausch in der Gruppe. Gruppenmitglieder erscheinen also sozusagen als Co-Therapeut:innen, helfen bei der Lösung von Problemen und können sich gegenseitig Kraft geben. Auch bei bestimmten psychischen Störungen kann eine Gruppentherapie sinnvoll sein, wie z.B. bei sozialen Ängsten. Doch nicht alle Patient:innen fühlen sich wohl bei dem Gedanken, die eigenen Probleme mit einer Gruppe anderer Menschen zu teilen. Daher kommt es bei der Frage Gruppen- oder Einzeltherapie hauptsächlich auf das eigene Gefühl an.
Ob eine stationäre, tagesklinische oder ambulante Psychotherapie für dich das Richtige ist, richtet sich in erster Linie nach der Art und Schwere der psychischen Belastung ab. Aber auch deine individuellen Bedürfnisse und Wünsche sind wichtig. Nicht zuletzt ist manchmal auch die Verfügbarkeit oder Wartezeit oder auch die Entfernung des jeweiligen Behandlungssettings entscheidend. Grundsätzlich sind stationäre Aufenthalte besonders für Menschen mit schweren oder mehreren Störungen oder Menschen in akuten Krisen geeignet, z.B. wenn der Alltag nicht mehr alleine bewältigt werden kann oder Eigen- oder Fremdgefährdung nicht auszuschließen ist. Tagesklinische Behandlungen eignen sich für Menschen mit mittelschweren oder mehreren Störungen, bei denen keine akute Eigen- oder Fremdgefährdung besteht. Das Angebot richtet sich vor allem an Menschen, für die eine ambulante Psychotherapie nicht ausreicht, die aber stabil genug sind, um die Abende und Wochenenden zu Hause verbringen zu können. Ambulante Psychotherapie ist im Prinzip für alle Menschen mit psychischen Störungen geeignet, bei denen keine Eigen- oder Fremdgefährdung besteht. Sie eignet sich auch gut zur vertiefenden Therapie nach der Stabilisierung in stationärer oder tagesklinischer Behandlung.
Aber keine Sorge: du bist mit dieser Entscheidung nicht allein und kannst das sehr gut mit deinem Arzt oder deiner Therapeutin besprechen. Zur ersten Orientierung für dich findest du hier eine sehr umfangreiche Tabelle, die dir als erste Entscheidungshilfe dienen kann.
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