Artikel vom 
August 14, 2023

Was du über Psychotherapie wissen musst

Lesedauer 7 Minuten

Psychische Belastungen sind nicht selten und können jede:n treffen. Sie können ein Warnsignal darstellen, um zu zeigen, dass etwas nicht in Ordnung ist, wir uns überarbeitet oder übernommen haben oder uns dabei helfen, schwierige Erfahrungen zu be- und verarbeiten. Wenn psychische Belastungen jedoch längerfristig bestehen, sie das Leben einschränken und nicht allein bewältigt werden können, kann der Weg zu einem oder einer Psychotherapeut:in die richtige Entscheidung sein. Doch was erwartet dich da? Was Psychotherapie ist, wann sie hilfreich sein kann und wie du einen Psychotherapieplatz findest, verraten wir dir hier.

Was ist Psychotherapie?

Psychotherapie bedeutet wörtlich übersetzt die Heilung oder Behandlung der Seele beziehungsweise seelischer Probleme. Psychotherapie ist die gezielte, professionelle Behandlung psychischer Störungen und bietet Hilfe bei Störungen des Denkens, Fühlens, Erlebens und Handelns. Das können beispielsweise Ängste, Depressionen, Essstörungen, Süchte und Zwänge sein. Die Methoden und Konzepte, die in der Psychotherapie zum Einsatz kommen können sich je nach Therapieverfahren unterscheiden.

Wann ist Psychotherapie ratsam?

Psychische Belastungen sind ganz normal und treffen vermutlich jede:n von uns im Leben mal. Das kann sich beispielsweise in einer Panikattacke, einem Stimmungstief oder Überforderung und Erschöpfung zeigen. Aus leichten psychischen Belastungen können sich aber auch psychische Störungen entwickeln. Fühlst du dich (über einen längeren Zeitraum oder stärker als üblich) psychisch belastet? Bist du dadurch in deinem Alltag eingeschränkt und kannst die psychischen Schwierigkeiten nicht allein bewältigen? Dann ist der Weg zu einem oder einer Psychotherapeut:in zunächst immer ratsam. Eine Psychotherapie bietet viele Vorteile und kann wirksam und nachhaltig psychische Störungen behandeln. 

Auch, wenn du dir unsicher bist, ob eine Psychotherapie dir bei deinen Symptomen helfen kann, du überhaupt “belastet genug” bist oder eine Psychotherapie etwas für dich ist, ist es sinnvoll, eine:n Therapeut:in aufzusuchen. Denn all das sind Fragen, die du  in den ersten Stunden gemeinsam mit dem/der Therapeut:in besprichst, sodass ihr die für dich beste Lösung für dich finden könnt. 

Wir bieten dir Unterstützung

Fühlst du dich momentan belastet und möchtest mit jemanden darüber sprechen? Bei uns findest du eine Heilpraktiker:in für Psychotherapie, die zu dir passt und du kannst deine Therapie ganz einfach innerhalb weniger Tage starten.

Was wird in einer Psychotherapie gemacht?

Ablauf einer Psychotherapie

Der Ablauf einer Psychotherapie kann je nach Therapieverfahren, deinen Bedürfnissen und psychischen Erkrankungen variieren.
Es gibt jedoch einige Schritte, die meist ähnlich ablaufen: 

Das Erstgespräch

Zunächst vereinbarst du einen Termin für eine erste Sprechstunde. Einen solchen Termin zu bekommen, kann sehr schnell gehen. Hier lernst du den oder die Therapeut:in kennen, schilderst deine aktuelle Situation, deine Symptome sowie erste Ziele und Wünsche. In diesem Gespräch kannst du auch klären, ob Psychotherapie das richtige für dich ist und welches Therapieverfahren und Therapiesetting für dich geeignet ist. Dein:e Therapeut:in kann dir hierzu erste Tipps geben und dir gegebenenfalls eine:n Psychiater:in oder Ärzt:in empfehlen. 

Probatorische Sitzungen 

Hast du im Erstgespräch eine Empfehlung für eine ambulante Psychotherapie bekommen (und in dieser Praxis ist kein freier Therapieplatz), kannst du dir eine:n Therapeut:in suchen. Wenn du einen freien Therapieplatz gefunden hast, finden mit dem oder der Therapeut:in zunächst bis zu vier sogenannte probatorische Sitzungen statt. Diese “Probestunden” sind dafür da, herauszufinden, ob die Chemie zwischen Therapeut:in und dir stimmt, um eine genaue Diagnostik durchzuführen und Ziele für die Therapie zu formulieren. Gegenseitiges Vertrauen ist wichtig, um eine gute Basis für die genaue Erfassung der Symptome und Problembereiche zu schaffen. Wenn du kein gutes Gefühl hast und die Beziehung nicht stimmt, kannst du dich natürlich für jemand anderen entscheiden!

Die Psychotherapie

Am Anfang der Psychotherapie wird es zunächst um die sogenannte Problemerklärung gehen. Dein:e Therapeut:in wird viele Fragen stellen, um genau zu verstehen, wie deine psychischen Beschwerden aussehen und wann sie auftreten. Fragen zu deiner Biographie sind ein weiterer wichtiger Teil dieser Phase, denn deine aktuelle Symptomatik wird in den Kontext des Erlebten eingeordnet. Was du in der Vergangenheit für Erfahrungen gemacht hast, wie du aufgewachsen bist und was du für Werte hast – all das sind Aspekte, die beeinflussen können, wie du heute bist. Aber keine Sorge – du musst nichts besprechen, was dir zu viel wird oder du nicht besprechen möchtest. 

So werdet ihr gemeinsam erarbeiten, wie deine psychischen Symptome entstanden sind, warum sie bisher nicht von allein verschwunden sind (z.B. durch Vermeidungsverhalten) und was du in der Therapie lernen kannst, um einen Umgang damit zu finden. Die folgenden Stunden sind also genau auf dich abgestimmt. Mit bestimmten Interventionen und Techniken lernst du deine Probleme zu ver- und bearbeiten. Am Ende einer Psychotherapie geht es meistens darum, das Gelernte in den Alltag zu integrieren und zu planen, wie es in der Zukunft für dich weitergehen wird und was du tun kannst, sollte es dir einmal schlechter gehen. Dafür können die Stunden zeitlich auch etwas weiter auseinander gelegt werden. 

Was kann ich erwarten und was wird von mir erwartet?

In einer Therapie ist deine aktive Mitarbeit gefragt. Dein:e Therapeut:in löst deine Probleme nicht, sondern gibt dir Hilfe zur Selbsthilfe. Sie zeigt dir Wege auf, wie du mit deinen Schwierigkeiten einen neuen Umgang finden kannst. Dafür kann es sein, dass du auch mal kleine “Aufgaben” bekommst, wodurch das Gelernte zwischen den Sitzungen vertieft werden soll (z.B. eine Entspannungsübung machen oder eine neue Kommunikationsstrategie ausprobieren). 

Ziel ist es, dass du deine Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster verstehst und lernst, wie du schwierige Situationen bewältigen kannst. Dies bedeutet Arbeit und kann anstrengend sein. Das ist ein ganz normaler Prozess, da du dich aktiv mit Situationen auseinander setzt, die du vorher möglicherweise vermieden hast oder die dir nicht bewusst waren. Überprüfe auch unrealistische Erwartungen und Leistungsansprüche. Eine Therapie kann von einigen Monaten bis hin zu Jahren dauern. Setz dich nicht unter Druck und gib dir die Zeit, die du brauchst.

Wie finde ich einen Psychotherapieplatz?

Wenn du dich psychisch belastet fühlst und dazu entschieden hast, eine Therapie zu machen, ist das super! Leider kann es ziemlich mühsam sein, schnell an einen Therapieplatz zu kommen. Viele Betroffene hält auch die mögliche lange Suche nach dem oder der richtigen Therapeut:in davon ab, überhaupt loszulegen. Oder aber, sie fühlen sich dann verpflichtet, bei einem oder einer unpassenden Therapeut:in in Behandlung zu bleiben, weil die weitere Suche schwierig ist. Dennoch ist es eine richtige und gute Entscheidung, sich professionelle Hilfe zu suchen. Deshalb findest du hier Tipps zur Suche nach einem Therapieplatz.

Welche Psychotherapieverfahren gibt es?

Es gibt viele verschiedene Therapieverfahren, die bei psychischen Störungen eingesetzt werden und hilfreich sind. Da in Deutschland jedoch strenge Kriterien für die Anerkennung einer Psychotherapie gelten, fokussieren wir uns hier auf die vier anerkannten und am besten erforschten Verfahren. 

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die am meisten erforschte und am häufigsten eingesetzte Therapieform ist die kognitive Verhaltenstherapie (oder auch Verhaltenstherapie). Sie geht davon aus, dass psychische Störungen durch erlernte Verhaltens- und Denkmuster entstehen. Ziel der Verhaltenstherapie ist es, diese ungünstigen Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. Obwohl diese Therapieform eher im Hier und Jetzt arbeitet, wird auch über vergangene Erfahrungen gesprochen, die zur Entwicklung der Beschwerden beigetragen haben können. Alle Infos zu diesem Therapieverfahren findest du in diesem Artikel.

Psychodynamische Verfahren

Zu den psychodynamischen Verfahren gehören die analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologische Psychotherapie. Beide beruhen auf der Annahme, dass psychische Störungen entstehen, weil Gefühle und Konflikte aus der Vergangenheit verdrängt wurden. Diese konnten so nicht verarbeitet werden und haben eine gesunde Entwicklung blockiert. Das Ziel dieser Therapiearten ist es also, dir Wege zu zeigen, wie du diese in der Regel unbewussten vergangenen, inneren Konflikte aufdecken und lösen kannst. Alle Infos zur analytischen Psychotherapie findest du in diesem Artikel, zur tiefenpsychologischen Psychotherapie in diesem Artikel.

Systemische Psychotherapie

Bei der Systemischen Therapie liegt der Schwerpunkt auf dem sozialen Kontext der psychischen Störung. Eine psychische Störung einer Person wird hier als Symptom für eine Störung der Interaktion im System (z.B. der Familie) gesehen. Im Fokus dieser Therapieform steht das gesamte “System”, sodass dein soziales Umfeld, also Bezugspersonen, Familie, und Freunde mit betrachtet und einbezogen wird. In der Therapie werden deine Stärken  und die deiner Angehörigen herausgestellt und genutzt, um Verhaltensweisen, Interaktionsmuster und Bewertungen zu verändern. Ziel ist es, neue, hilfreiche Wege für deine Kommunikation und Beziehungen zu entwickeln. Alle Infos zur Systemischen Therapie findest du in diesem Artikel.

Welches Verfahren für dich und deine Belastung am besten geeignet ist, musst du nicht allein entscheiden, wenn du dir unsicher bist. Das kannst du zusammen mit dem oder der Psychotherapeut:in im Erstgespräch besprechen.

Wie wird eine Diagnose gestellt?

Die Diagnose einer psychischen Störung wird nur von erfahrenen Fachärzt:innen oder Psychotherapeut:innen gestellt. Dafür werden dir in Gesprächen viele Fragen gestellt (z.B. seit wann, wie oft und wo die Symptome auftreten). Auch psychologische Tests und Fragebögen oder Interviews können genutzt werden. 

Die Diagnose einer psychischen Störung zu bekommen, kann erst einmal Unsicherheiten auslösen. Aber tatsächlich ist es wichtig, eine Störung zu diagnostizieren. Eine Diagnose ist dazu da, um herauszufinden, welche Behandlungsform wahrscheinlich am besten geeignet ist. Die richtige Diagnose zu ermitteln, ist also eine essenzielle Voraussetzung für eine richtige Therapie. Letztlich “brauchen” wir auch eine Diagnose, damit die Behandlung von der Krankenkasse übernommen werden kann. Diagnosen sagen allerdings nichts über Ursachen der Störung oder individuelle Unterschiede aus. Diese Punkte werden mit den Fachärzt:innen und/oder Therapeut:innen abgesprochen und die Behandlung individuell darauf abgestimmt. Und keine Sorge: sie muss nicht für immer gültig sein, denn viele psychische Störungen können heilen. 

Wird eine Psychotherapie von der Krankenkasse bezahlt?

Wenn du gesetzlich versichert bist, übernimmt die Krankenkasse die Kosten deiner Therapie. Vorausgesetzt, du machst diese bei einem oder einer Therapeut:in mit Kassenzulassung in einem der oben genannten vier Therapieverfahren machst (kassenzugelassenen Richtlinienverfahren). Dies kannst du bei der Therapieplatzsuche immer direkt nachfragen, oder oft auch in Online-Suchmaschinen für Psychotherapieplätze filtern. 

Auch private Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten von Psychotherapien. Es gibt jedoch Unterschiede, welche Behandlungen in welchem Kostenumfang übernommen werden. Frage also am besten bei deiner Krankenkasse nach, wenn du privat versichert bist.

Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, eine Psychotherapie (z.B. in einer Privatpraxis) selber und privat zu bezahlen. Dafür kann es verschiedene Gründe geben: vor allem bei kassenzugelassenen Psychotherapien kann es manchmal etwas dauern, eine:n passenden Therapeut:in mit freiem Platz zu finden. Dies ist in Privatpraxen meist nicht der Fall, sodass es hier schneller gehen kann. Zudem gibt es Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht möchten, dass die Diagnose oder Behandlung einer psychischen Störung in der Krankenakte der Krankenversicherung auftaucht, auch das kann durch eine private Behandlung umgangen werden. Die Kosten einer privaten Psychotherapiestunde können variieren, in der Regel kostet eine Therapiestunde zwischen 80-120 Euro. 

Fazit

In den meisten Fällen lohnt es sich, bei psychischen Belastungen eine Psychotherapie zu machen. Je früher du dir Hilfe suchst, desto wahrscheinlicher ist eine erfolgreiche Behandlung. Und der Erfolg einer Psychotherapie hält meist auch lange nach Abschluss der Psychotherapie an. 

Leider kann es manchmal etwas dauern, eine:n passenden Therapeut:in zu finden. Wenn du nicht lange warten möchtest, können Angebote wie Beavivo dir helfen.  

Beavivo ist eine Plattform, die mit einem deutschlandweiten Netzwerk an Therapeut:innen zusammenarbeitet und dich so dabei unterstützt, sofort eine Psychotherapie beginnen zu können. Du musst dich um nichts kümmern, denn Beavivo übernimmt die gesamte Organisation und schlägt dir passende Therapeut:innen vor, bei denen du direkt ein Erstgespräch buchen und im Anschluss die Therapie starten kannst.

Wir bieten dir Unterstützung

Fühlst du dich momentan belastet und möchtest mit jemanden darüber sprechen? Bei uns findest du eine Heilpraktiker:in für Psychotherapie, die zu dir passt und du kannst deine Therapie ganz einfach innerhalb weniger Tage starten.

Friederike Schubbert

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