Lesedauer 4 MinutenSelbsthilfe bei Depressionen: Wie Tagesstrukturen, Bewegung, Achtsamkeit und digitale Tools deine mentale Gesundheit unterstützen können.
Erst himmelhoch jauchzend und dann zu Tode betrübt? Womit Goethe einst eine schwierige Liebesgeschichte beschrieb, wurde später ein Sprichwort für eine schwankende Stimmung. Du wirst es wahrscheinlich kennen: unsere Stimmung ist nicht stabil, sondern abhängig von verschiedenen Faktoren. Leichte Stimmungsschwankungen sind also völlig normal. Anders ist dies jedoch bei Menschen mit einer bipolaren Störung (oder umgangssprachlich manischer Depression). Sie schwanken zwischen zwei extremen Stimmungslagen, was für die meisten Betroffenen enorm belastend ist. Woran du eine bipolare Störung erkennst, welche Ursachen es dafür gibt und was du bei einer bipolaren Störung tun kannst, erfährst du hier.
Von außen betrachtet, ist eine bipolare Störung relativ “einfach” zu erkennen. Denn bipolare Störungen zeichnen sich durch ausgeprägte Schwankungen in der Stimmung, im Antrieb und im Denken einer Person aus. So durchleben Menschen mit bipolaren Störungen einerseits depressive Phasen und andererseits treten auch Phasen mit deutlich gehobener, euphorischer oder gereizter Stimmung und mehr Antrieb und Unternehmungslust auf. Diese Phasen nennt man Hypomanie, wenn sie schwach ausgeprägt sind, oder Manie, wenn sie stark ausgeprägt sind. Ist die Manie sehr stark ausgeprägt, können auch Symptome einer Psychose hinzukommen, wie zum Beispiel Größenwahn.
Wie lange die jeweiligen Phasen bestehen bleiben und wie häufig sie auftreten, ist sehr unterschiedlich. Meist dauern die depressiven Phasen deutlich länger an und treten nach einer hypomanischen oder manischen Phase auf. Es ist jedoch auch möglich, dass mehrere (hypo)manische Phasen nacheinander auftreten oder mehrere depressive Phasen nacheinander auftreten, mit Phasen normaler Stimmung und normalen Antriebs zwischendurch.
Du fragst dich vielleicht, was an einer gehobenen oder euphorischen Stimmung belastend sein kann? Tatsächlich ist es so, dass Menschen, die sich gerade in einer hypomanischen oder manischen Phase befinden, selten einen starken Leidensdruck empfinden. Im Gegenteil: Sie sind häufig sorglos und überglücklich. Doch es kann in dieser Phase zu Distanzlosigkeit, Hemmungslosigkeit oder Aggressionen kommen, was Probleme mit Mitmenschen auslösen kann. Zudem geben Menschen in einer manischen Phase häufig sehr viel Geld aus und verhalten sich sehr risikobereit und begeben sich eher in gefährliche Situationen. Dennoch realisieren viele Betroffene erst mit dem Abklingen der manischen Phase diese Schwierigkeiten und suchen sich eher außerhalb dieser Phasen Hilfe.
Wie viele Menschen genau an einer bipolaren Störung leiden, ist wie bei vielen psychischen Störungen wegen der hohen Dunkelziffern nicht genau zu sagen. Schätzungen zufolge sind jedoch etwa 1 bis 3 % der Bevölkerung in Deutschland von bipolaren Störungen betroffen. Häufig beginnt die Störung schon im frühen Erwachsenenalter, etwa zwischen 13 und 25 Jahren, das muss aber nicht so sein. Frauen und Männer sind von der bipolaren Störung gleich häufig betroffen, allerdings zeigt sich ein Geschlechterunterschied im Beginn der Erkrankung. Bei Männern beginnt die bipolare Störung häufiger mit einer manischen Phase, wohingegen bei Frauen die bipolare Störung häufiger mit einer depressiven Phase beginnt.
Die Symptome der bipolaren Störung zeigen sich sowohl in der Stimmung, als auch im Antrieb und in den Gedanken. Betroffene leiden in einer depressiven Phase an den typischen Symptomen einer Depression.
Im Gegensatz dazu schlägt die Stimmung in der manischen Phase in die komplett andere Richtung aus. Typische Symptome sind folgende:
Je nach Ausprägung und Anzahl der Symptome in der manischen Phase unterscheidet man zwischen einer Manie bzw. einer bipolaren Störung I (mit Depressionen und Manie) und einer Hypomanie bzw. einer bipolaren Störung II (mit Depressionen und Hypomanie).
Bipolar I : mindestens eine ausgeprägte depressive und mindestens eine ausgeprägte manische Phase
Bipolar II: mindestens eine ausgeprägte depressive und mindestens eine milde hypomanische Phase
Es kommen verschiedene Faktoren zusammen, die erst im Zusammenspiel miteinander für die Entstehung einer bipolaren Störung verantwortlich sind bzw. diese begünstigen können. Das sind zum Beispiel biologische und neurobiologische Faktoren, wie die genetische Veranlagung. Denn das Risiko, eine bipolare Störung zu entwickeln, ist deutlich erhöht, wenn andere enge Familienmitglieder wie Eltern oder Geschwister auch an einer bipolaren Störung leiden. Auch wird davon ausgegangen, dass ein gestörtes Gleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn (v.a. Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und GABA) sowie ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus eine bipolare Störung begünstigen können.
Doch meist tritt eine bipolare Störung erst dann auf, wenn zusätzlich dazu belastende Lebensereignisse hinzukommen. Das können sowohl schwierige Erfahrungen aus der frühen Kindheit als auch im Jugend- oder Erwachsenenalter sein, wie Traumata, Verlusterfahrungen, andauernder Stress oder auch Lebensumbrüche durch Umzüge, Jobwechsel usw. Wann und ob eine bipolare Störung auftritt, ist also sehr individuell. Vielleicht erinnerst du dich an die “Stressregentonne” der Depression. So ähnlich ist es auch hier: Jeder Mensch hat ein individuelles Maß an Verletzlichkeit oder Risiko, also wie gefüllt die Regentonne mit “Stressregen” ist. Jede Belastung ist ein weiterer Regentropfen oder -schauer. Ist die Tonne von vornherein schon relativ voll, braucht es weniger Regentropfen oder -schauer, bis sie überläuft, also bis eine Bipolare Störung entsteht.
Erkennst du dich in den hier genannten Symptomen wieder oder hast du die Befürchtung, an einer bipolaren Störung zu leiden, suchst du dir am besten professionelle Hilfe bei Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen. Wird eine bipolare Störung früh erkannt und behandelt, können die Phasen abgemildert, hinausgezögert oder ganz vermieden werden. Zwar ist es nicht möglich, die Ursachen (vor allem die oben genannten (neuro)biologischen Faktoren) loszuwerden, dennoch können die Symptome und der Leidensdruck mit einer entsprechenden Behandlung reduziert oder verhindert werden.
Die Behandlung sieht je nach der aktuellen Phase, in der sich eine betroffene Person findet, unterschiedlich aus. Generell besteht die Behandlung der bipolaren Störung aber aus zwei wichtigen Grundpfeilern: der Psychotherapie und der medikamentösen Therapie.
Ein wichtiger Pfeiler in der Therapie ist die Psychoedukation, also die Vermittlung von Informationen und Wissen über deine Erkrankung. Hier lernst du alles, was eine bipolare Störung ist, warum sie (bei dir) entstanden ist und was du in der Therapie dagegen tun kannst. Das hilft, um die bipolare Störung und ihre Auswirkungen besser zu verstehen, die Motivation für eine Behandlung zu verstärken und die bipolare Störung zu bewältigen. In der Psychotherapie lernst du zudem, mit der Erkrankung umzugehen. Du lernst, die eigenen Symptome und Frühwarnzeichen für die jeweilige Phase zu erkennen, belastende Ereignisse zu bewältigen und den Alltag so zu strukturieren, dass weitere Belastungen reduziert werden. Auch Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen können mithilfe von Psychotherapie verbessert werden.
Bei der Behandlung von bipolaren Störungen sind verschiedene therapeutische Ansätze wirksam, wie die Kognitive Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologische Psychotherapie und Analytische Psychotherapie. Häufig fließen auch Aspekte aus der Familientherapie mit ein, oder solche, die sich den Schlaf-Wach-Rhythmus genauer anschauen.
Eine psychotherapeutische Behandlung wird meist dauerhaft von Medikamenten begleitet. Das liegt daran, dass die Kombination von beidem am wirksamsten ist. Eine Medikation ist immer individuell auf dich abgestimmt und wird immer von Psychiater:innen begleitet. Bei Bedarf kann so Bedarf die Medikation angepasst werden. Je nach Phase sind unterschiedliche Medikamente wichtig, sodass die Medikation variieren kann. Sie sind dazu da, die jeweiligen Symptome abzuschwächen und neuen Episoden vorzubeugen. Medikamente können neue Episoden in der Regel nicht komplett verhindern, sie jedoch deutlich abmildern und auch die Zeit bis zu einer neuen Episode verlängern. Bei einer bipolaren Störung ist es daher enorm wichtig, dass die Medikamente regelmäßig und zuverlässig eingenommen werden - etwas, das Betroffenen besonders in einer manischen Phase schwerfällt.
Angehörige bekommen die Veränderungen durch eine bipolare Störung meist deutlich mit, was sehr belastend sein kann. Häufig sind es sogar Angehörige, die zuerst oder überhaupt eine Veränderung wahrnehmen und dazu raten, eine:n Ärzt:in aufzusuchen. Es ist daher sehr sinnvoll, wenn Angehörige bei Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen mit einbezogen werden und ihre Sicht der Dinge schildern. So kann die Erkrankung bestmöglich verstanden und die Behandlung auf die Betroffenen abgestimmt werden. Natürlich wollen Angehörige das Beste für die Betroffenen, sie wollen da sein und helfen.
Wegen der großen Herausforderungen, vor die Angehörige gestellt werden, sollten sie sich und ihre Grenzen aber auch schützen und gut für sich sorgen. Auch dafür ist der Einbezug in die Behandlung wichtig. Denn es ist wichtig, sich gut über die Krankheit zu informieren und die Auswirkungen auf die Betroffenen und ihr soziales und berufliches Umfeld zu verstehen. Gleichzeitig ist es wichtig zu verstehen, dass auch die eigenen, unangenehmen Gefühle berechtigt sind. Ein Austausch über eure jeweiligen Gefühlslagen, Sorgen und Wünsche aneinander kann Verständnis füreinander fördern und die Beziehung aufrechtzuerhalten. Solche Gespräche können auch in Begleitung von den Behandler:innen stattfinden, wenn das für euch einfacher ist.
Doch vielleicht fühlst du dich als Angehörige:r auch stark belastet durch die Erkrankung und es reicht für dich nicht aus, sich mit der oder dem Betroffenen und deren Behandler:innen auszutauschen. Dann kann ein Austausch mit anderen Angehörigen hilfreich und entlastend sein. Dafür kannst du als Angehörige:r beispielsweise Selbsthilfegruppen besuchen, Beratungsangebote wahrnehmen oder dir auch selbst eine psychotherapeutische Unterstützung suchen.
Solltest du die Befürchtung haben, an einer bipolaren Störung zu leiden, raten wir dir, professionelle Hilfe zu suchen. Denn je früher sie erkannt und behandelt wird, desto besser. Im Falle einer bipolaren Störung ist die medikamentöse Behandlung ebenso wichtig wie die psychotherapeutische. Da eine Therapie leider häufig mit langen Wartezeiten einhergeht, kann Beavivo dir Hilfe bieten. Beavivo ist eine Plattform, die mit einem deutschlandweiten Netzwerk an Therapeut:innen zusammenarbeitet und dich so dabei unterstützt, sofort eine Therapie beginnen zu können. Du musst dich um nichts kümmern, denn Beavivo übernimmt die gesamte Organisation und schlägt dir passende Therapeut:innen vor. Du kannst dann direkt ein Erstgespräch buchen und im Anschluss die Therapie starten kannst.
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