Letztes Update: 
01.08.2025

Generalisierte Angststörung: Symptome, Ursachen und Tipps zur Behandlung

Lesedauer: 4 Minuten

In einer Welt voller Unsicherheiten, Krisenmeldungen und gesellschaftlicher Spannungen sind Sorgen für viele Menschen alltäglich geworden. Während gelegentliche Ängste eine normale Reaktion auf Belastungen sind, können sie sich bei einigen Menschen verselbstständigen. Wenn das Gedankenkarussell nicht mehr zur Ruhe kommt und sich die Sorgen auf alle Lebensbereiche ausweiten, kann eine generalisierte Angststörung dahinterstecken. Was eine generalisierte Angststörung genau ist, welche Symptome auftreten können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erfährst du in diesem Artikel.

Was ist eine generalisierte Angststörung?

Die generalisierte Angststörung ist eine psychische Erkrankung aus der Gruppe der Angststörungen. Ihr zentrales Merkmal sind anhaltende, oft irrationale Sorgen, die sich auf viele Lebensbereiche beziehen. Betroffene erleben eine ständige innere Anspannung und können ihre Besorgnis nur schwer kontrollieren. Die Themen ihrer Sorgen reichen von Gesundheit und Familie bis zu Alltagssituationen und globalen Ereignissen. Obwohl die Ängste belastend sind, springen die Gedanken oft unkontrolliert von Sorge zu Sorge. So entstehen regelrechte Sorgenketten, die das Grübeln dauerhaft aufrechterhalten.

Typische Sorgen bei einer generalisierten Angststörung:

  • Was, wenn ich oder ein Angehöriger ernsthaft krank werden?
  • Was passiert, wenn ich meinen Job verliere?
  • Was, wenn meinen Kindern oder meinem bzw. meiner Partner:in etwas zustößt?
  • Was, wenn ich eine wichtige Aufgabe vergesse oder versage?
  • Was, wenn etwas Schlimmes in der Welt passiert und ich nicht vorbereitet bin?

Was sind Symptome einer generalisierten Angststörung?

Menschen mit generalisierter Angststörung leiden unter einem enormen Leidensdruck, da ihre Sorgen nahezu alle Bereiche ihres täglichen Lebens beeinflussen. Die Angst breitet sich typischerweise immer weiter aus und beeinträchtigt das emotionale Wohlbefinden der Betroffenen.

Psychische Symptome:

  • Ständiges Sich-Sorgen
  • Schwierigkeiten, aus negativen Gedankenschleifen auszusteigen
  • Drang, sich bei anderen rückzuversichern, z.B. Angehörige anzurufen
  • Starke Angst
  • Anhaltender Stress
  • Allgemeine Antriebslosigkeit

Körperliche Symptome:

  • Muskelverspannungen (besonders im Nacken-, Schulter- oder Rückenbereich)
  • Kopfschmerzen oder migräneartige Beschwerden
  • Magen-Darm-Probleme (z. B. Übelkeit, Reizdarm, Völlegefühl)
  • Schlafstörungen oder Einschlafprobleme
  • Herzklopfen oder erhöhter Puls
  • Zittern oder innere Unruhe
  • Mundtrockenheit
  • Erhöhte Schweißneigung
  • Atembeschwerden oder das Gefühl, nicht tief durchatmen zu können
  • Erschöpfung trotz ausreichendem Schlaf

Warum bekommt man eine generalisierte Angststörung?

Die Ursachen einer generalisierten Angststörung sind vielfältig, individuell und ergeben sich aus dem Zusammenspiel biologischer, psychischer und äußerer Faktoren. Es gibt oft keine einzelne Ursache, sondern vielmehr erhöhen bestimmte Bedingungen das Risiko, eine solche Störung zu entwickeln.

Biologischer Einflussfaktor:

  • Genetische Veranlagung

Psychologische Einflussfaktoren:

  • Frühere Lebenserfahrungen (z.B. traumatische Erlebnisse, emotionale Vernachlässigung oder überfordernde Kindheitserfahrungen)
  • Negative Denk- und Bewertungsmuster wie Grübeln, Katastrophisieren und ständiges Was-wäre-wenn-Denken
  • Problematische Annahmen über die Funktion von Sorgen
  • Persönlichkeitsmerkmale wie übersteigertes Verantwortungsgefühl und geringes Vertrauen in die eigene Bewältigungskompetenz

Häufiger Auslöser:

  • Dauerhafter Stress (z.B. durch beruflichen Druck oder instabile Beziehungen)

Behandlung bei generalisierter Angststörung: Das kannst du tun

Die Behandlung einer generalisierten Angststörung umfasst in der Regel psychotherapeutische Maßnahmen sowie in einigen Fällen eine medikamentöse Behandlung.

Psychotherapie bei generalisierter Angststörung

Eine generalisierte Angststörung ist mit einer Psychotherapie sehr gut behandelbar und viele Betroffene erfahren eine signifikante Besserung in ihrer Symptomatik. Je früher du mit der Behandlung beginnst, desto besser!

Die kognitive Verhaltenstherapie gilt als wirksame Methode zur Behandlung der generalisierten Angststörung. Sie hilft Betroffenen dabei, ihre Ängste besser zu erkennen, zu verstehen und aktiv zu hinterfragen. Ein zentraler Bestandteil ist die sogenannte Sorgenkonfrontation. Dabei wird eine Sorge gezielt zu Ende gedacht, statt gedanklich von einer Angst zur nächsten zu springen. So lassen sich übertriebene Befürchtungen relativieren und neue Bewältigungsstrategien entwickeln.

Je nach individueller Situation können auch andere psychotherapeutische Verfahren, wie z.B. die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, für dich sinnvoll sein. Welche Methode am besten passt, hängt von deinen Beschwerden, Zielen und persönlichen Erfahrungen ab. Lass dich am besten von einem oder einer Psychotherapeut:in beraten, um gemeinsam die passende Behandlungsform zu finden. Dabei klärt sich auch, ob eine Kurzzeittherapie ausreicht oder ob eine längere Begleitung sinnvoll ist.

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Medikamentöse Therapie

Auch eine medikamentöse Behandlung kann in Erwägung gezogen werden: Dabei kommen bestimmte Antidepressiva oder Angstlöser zum Einsatz. Je nach individuellem Leidensdruck, ist es jedoch ratsam, zunächst zu schauen, wie viel Symptomlinderung durch eine rein psychotherapeutische Behandlung möglich ist. Gibt es nach mehreren Monaten keine Verbesserung in der Symptomatik, kann die Behandlung um Medikamente erweitert werden. 

Aber Vorsicht: Einige Medikamente wie Benzodiazepine können abhängig machen und sollten nur im Notfall verabreicht werden. Besprich daher deine Medikamente immer mit einer Fachärztin oder einem Facharzt, z.B. mit einem oder einer Psychiater:in.

Strategien im Alltag

Sorgen zu End Denken

Ein zentrales Merkmal von Angststörungen ist das Vermeidungsverhalten. Statt sich einer konkreten Sorge und der damit verbundenen Emotion zu stellen, versuchen Betroffene mit generalisierter Angststörung, sie gewissermaßen zu umgehen: sie springen beispielsweise gedanklich von Sorge zu Sorge. So vermeiden sie eine zu intensive Auseinandersetzung mit den Gefühlen, die eine bestimmte Befürchtung hervorruft. Die Beschäftigung mit den Sorgen bleibt oberflächlich. Dabei lohnt sich eine tiefere Auseinandersetzung!

Lernst du zum Beispiel, einzelne Sorgen gezielt zu Ende zu denken, kannst du erkennen, dass viele Katastrophenszenarien unwahrscheinlich sind. Ein Beispiel: Wenn du einen beruflichen Fehler machst, ist das in der Regel unangenehm. Dein Chef wird dich dafür aber vermutlich weder hassen noch kündigen. Eine hilfreiche Übung ist, ein Tortendiagramm zu zeichnen und Wahrscheinlichkeiten für verschiedene Situationsausgänge zu verteilen. So wird sichtbar, dass realistischere, weniger dramatische Szenarien wahrscheinlicher sind als ursprünglich angenommen.

Selbstfürsorge

Selbstfürsorge spielt eine zentrale Rolle im Umgang mit der generalisierten Angststörung. Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, erholsamer Schlaf sowie gezielte Stressreduktion helfen, das emotionale Gleichgewicht zu stabilisieren. Auch kleine Rituale im Alltag, wie bewusste Pausen, Naturkontakte oder digitale Auszeiten, stärken langfristig deine seelische Widerstandskraft.

Fazit

Die generalisierte Angststörung kann das Leben Betroffener stark beeinträchtigen und sie in einem Zustand ständiger Sorge gefangen halten. Gleichzeitig ist sie gut behandelbar. Therapie und alltagstaugliche Strategien wie Selbstfürsorge ermöglichen spürbare Entlastung. Du kannst lernen, dich nicht von deinen Sorgen beherrschen zu lassen und die Kontrolle über dein Leben zurückzugewinnen.

Das kannst du bei einer generalisierten Angststörung tun:

  • Achte auf deine Symptome und sei ehrlich mit dir selbst, wenn du Hilfe brauchst – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbstfürsorge.
  • Suche frühzeitig professionelle Unterstützung. Hier findest du Tipps, um einen Therapieplatz schnell zu finden.
  • Übe deine Sorgen gezielt zu Ende zu denken, anstatt sie zu vermeiden oder zwischen ihnen zu springen.
  • Baue gesunde Routinen auf: Bewegung, Schlaf, Ernährung, soziale Kontakte und bewusste Pausen.
  • Betrachte Rückschritte nicht als Scheitern, sondern als Teil eines langfristigen Veränderungsprozesses.

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Louisa Hoppe
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