Lesedauer 7 Minuten Veränderte Stimmung, Schlafmuster oder Interessen? Erfahre, wie du psychische Frühwarnzeichen erkennst und ihnen vorbeugst.
Du traust dich nicht mehr ohne Angst aus dem Haus? Oder deine Stimmung ist seit ein paar Wochen auf dem Tiefpunkt? Vielleicht fühlst du dich antriebslos, kannst deinen Alltag und dein Sozialleben nicht wie früher meistern? Diese starken Einschränkungen sind sehr belastend und du fragst dich, was dahinter steckt?
Hier erfährst du, welche Ursachen es für psychische Erkrankungen gibt und wann Auffälligkeiten als eine Krankheit gelten. Außerdem erklären wir dir, warum psychische Erkrankungen immer ernst genommen werden sollen.
Psychische Erkrankungen treten häufig auf: Allein in Deutschland sind 27,8 % der Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen. Und doch werden diese Erkrankungen häufig nicht als das angesehen, was sie sind: Krankheiten. Viel zu oft werden sie nicht ernst genommen oder einfach hingenommen. Was hingegen stimmt: Psychische Krankheiten können sehr oft gut behandelt werden. Deshalb ist es umso wichtiger zu verstehen, was psychische Krankheiten sind, damit möglichst vielen Menschen dabei geholfen werden kann, die Belastungen durch die Erkrankungen zu reduzieren und wieder mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen.
Viele Menschen suchen nach der Ursache oder einen Auslöser für ihr Problem. Doch die Ursachen einer psychischen Erkrankung sind komplex und es gibt selten den einen Auslöser. Häufig sind es verschiedene Faktoren, die beispielsweise eine Angststörung begünstigen. In der Medizin und Psychologie wird von dem sogenannten “bio-psycho-sozialen-Modell” gesprochen. Das Modell besagt, dass sowohl unsere Veranlagung, unsere individuelle Psyche und unsere Lebensumstände stark beeinflussen, wie es uns psychisch geht. So beeinflussen Gene zum Beispiel mit, ob wir einen Bluthochdruck entwickeln - und eben auch, ob wir zu einer Angststörung oder Depression neigen. Daneben können auch Unsicherheit und geringes Selbstvertrauen eine Rolle spielen und auch persönliche Schicksalsschläge haben Einfluss auf unsere psychische Gesundheit.
Es gibt also vielseitige Einflüsse auf unsere psychische Gesundheit. Und das Zusammenspiel dieser Einflüsse ist für das Entstehen von Erkrankungen verantwortlich. Wichtig ist ebenfalls, dass Menschen nicht selbst dafür verantwortlich sind, psychisch zu erkranken.
Heutzutage geht die Medizin davon aus, dass die Grenzen zwischen “gesund sein” und “krank sein” fließend sind. Kein Mensch ist immer zu hundert Prozent gesund aber auch nie zu hundert Prozent krank. Sondern jeder Mensch bewegt sich ständig zwischen den beiden Graden Gesundheit und Krankheit. Das gilt für körperliche Erkrankungen genauso wie für psychische. Deshalb wissen wir, dass eigentlich jeder Mensch zu irgendeiner psychischen Erkrankung neigt, auch wenn diese nicht immer vollständig sichtbar wird und ausbricht.
Manche Menschen sind eher ängstlich und neigen zur Vermeidung von bestimmten Lebenssituationen, andere sind öfter mal niedergeschlagen und leiden unter einer Antriebslosigkeit. Wieder andere haben Probleme mit dem Konsum von Alkohol oder mit der Kontrolle von Gefühlen.
Aber ab wann sind dies Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung? Psychotherapeuten stellen meist folgende Fragen: Wie sehr ist die Lebensqualität beeinträchtigt? Leiden Arbeit, Beziehungen oder Freundschaften darunter? Ist der Leidensdruck groß? Nimmt ein bestimmtes Thema, wie Angst oder Antriebslosigkeit einen Großteil des Tags ein? Wie lange dauert dieser Zustand schon an?
Sobald die Sorgen und Ängste das Leben der Betroffenen einschränken und belasten, wird geraten sich diese Symptome abklären zu lassen.
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher psychischer Störungen, die jeweils verschiedene Symptome und Anzeichen aufweisen. Angststörungen treten beispielsweise häufig mit folgenden Symptomen auf:
Für die Angststörungen Agoraphobie, Panikstörung und soziale Phobie haben wir ausführliche Informationen zusammengefasst.
Depressionen sind die häufigste psychische Krankheit in Deutschland. Du erkennst sie an folgenden häufigen Symptomen:
Ebenfalls ist Sucht eine häufige Erkrankung und kommt ebenfalls häufig in Verbindung mit Depressionen oder einer Angststörung vor. Generelle Anzeichen für eine Sucht, bspw. Alkohol- oder Drogensucht sind:
In den Köpfen vieler Menschen steckt immer noch das Bild, dass Menschen mit psychischen Problemen verrückt oder nicht “normal” wären. Mit Sätzen wie “Reiß dich doch mal zusammen” oder “so schlimm ist es doch gar nicht” wird oft an ihren Wahrnehmungen gezweifelt. Doch diese Vorurteile und Annahmen sind längst widerlegt. Trotzdem halten sie sich, zum Leid der Betroffenen, aufgrund von Unwissenheit hartnäckig in den Köpfen vieler Menschen.
Genau wie körperliche Erkrankungen sind auch psychische Erkrankungen heutzutage meist gut behandelbar. Und sie treten auch genauso häufig wie körperliche Erkrankungen auf.
Trotzdem scheint ein gebrochenes Bein wesentlich akzeptierter zu sein, als eine Angststörung oder Depression. Das liegt vor allem daran, dass körperliche Erkrankungen viel öfter eine eindeutige, klare und vielleicht sogar sichtbare Ursache haben. Da fällt es vielen Menschen leichter, das Problem nachzuvollziehen.
Mittlerweile wissen wir eine Menge über psychische Erkrankungen und die Wissenschaft hat sie schon lange als ganz normalen Bestandteil des menschlichen Lebens anerkannt. Genauso wie unser Körper mal krank ist, erleben wir Phasen, in denen es uns psychisch nicht gut geht. Das bedeutet: Genau wie körperliche Erkrankungen sind psychische Erkrankungen völlig normal.
Erst Recht ist es kein Zeichen von Schwäche oder Versagen, sich therapeutische Hilfe zu suchen. Denn wenn wir körperlich krank oder verletzt sind oder unser Auto nicht mehr anspringt, holen wir uns schließlich auch Hilfe.
Ganz wichtig: Du bist nicht allein! Es gibt viele Arten psychischer Erkrankungen und bei jedem und jeder Betroffenen können sie unterschiedlich ausgeprägt sein. Und doch sind alle gleichermaßen ernst zu nehmen und als behandelbare Krankheit zu sehen. Denn nur so können wir es schaffen, Betroffenen ein Stigma zu nehmen und Steine aus dem Weg zu Therapie und Hilfe zu räumen. Schließlich sollte sie genauso wie ein gebrochenes Bein oder eine Grippe behandelt werden.
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